Der Terrorismusexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, sieht in nach Syrien reisenden deutschen Islamisten eine wachsende Gefahr.
Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Niemand geht mehr nach Pakistan", sagte er der "Frankfurter Rundschau" (Mittwochsausgabe). "Sie gehen nach Syrien – und zwar deshalb, weil es so einfach ist. Man kann da mit einem Personalausweis hinreisen. Und man braucht auch keine Struktur dazu. Nach Pakistan zu reisen war immer ein großer Aufwand und mit Risiken verbunden." Nach Pakistan seien in 15 Jahren ungefähr 200 Islamisten gefahren.
"Jetzt haben wir innerhalb von zweieinhalb Jahren 300, die nach Syrien gehen. Das zeigt schon, dass das ein größeres Problem ist", fügte Steinberg hinzu. Zwar sei unklar, wie viele sich dort tatsächlich weiter radikalisierten.
Gewiss sei aber, dass einige sich der ausländischen Vereinigung "Islamischer Staat im Irak und Großsyrien" (Isis) anschlössen, dem irakischen Arm von Al Kaida. "Und das ist so ziemlich die militanteste Organisation, die es weltweit gibt. Das sagt eigentlich alles. Auf diese Leute wird man sehr genau achten müssen." Bei 300 Menschen und mehr sei überdies offensichtlich, dass man nicht mehr nur repressiv vorgehen könne. "Man muss sich nur vorstellen, was das für ein finanzieller und personeller Aufwand ist, diese Leute zu überwachen, wenn sie zurückkommen. Da wird man weichere Programme brauchen. Die gibt es bisher nur im Ansatz." Der Wissenschaftler kritisierte in dem Zusammenhang vor allem die Türkei. "Die Türkei duldet diese Reisebewegungen", erklärte er. "Eigentlich ist das für einen Nato-Staat eine Schande. Die schleppende Zusammenarbeit mit den Türken ist das größte Problem." Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.04.2014 Zur Startseite