Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In den Registraturen deutscher Ministerien und in den einschlägigen Archiven der Länder und des Bundes lagern weitaus mehr geheime und damit in aller Regel der zeitgeschichtlichen Forschung entzogene Akten als bislang bekannt.
Allein im Bundeskanzleramt und im Bundesinnenministerium werden über 3,5 Millionen als Verschlusssachen gestempelte Dokumente aufbewahrt, hat der Freiburger Historiker Josef Foschepoth errechnet. Insgesamt belaufe sich auf Bundesebene die Summe der VS-Papiere auf mehr als 7,5 Millionen – nicht mitgezählt sind jene, die der Bundesnachrichtendienst, die Verfassungsschutzämter und der Militärische Abschirmdienst produzierten, berichtet der "Spiegel". Erstmals gibt es auch eine verlässliche Zahl der in den Länderarchiven befindlichen geheimen Schriftstücke.
Laut einer Erhebung durch das nordrhein-westfälische Landesarchiv sind es etwa 5,2 Millionen Seiten. Zwar sind alle ab 1995 erstellten Dokumente prinzipiell nach 30 Jahren frei, für die Altakten des Bundes gilt indes eine andere Regelung: Die von Gründung der Bundesrepublik 1949 an bis 1959 erstellten werden bis Anfang 2013 geöffnet, die Vorgänge zwischen 1960 und 1994 sollen schrittweise bis 2025 geöffnet werden. Historiker plädieren für eine liberalere Lösung, weil es gerade im deutsch-deutschen Verhältnis immer noch viele weiße Flecken gebe.
"Die Geschichte der Deutschen jenseits, aber auch diesseits der Mauer", sagt Foschepoth, "ist in ihrer intensiven wechselseitigen Durchdringung noch nicht geschrieben worden." Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.06.2010 Zur Startseite