Knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl nennen die Deutschen als ihre größte Sorge den Klimawandel.
Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das ergab eine Umfrage des Instituts Kantar Emnid im Auftrag der Funke-Mediengruppe. Danach geben 71 Prozent der Befragten an, die Veränderung des Weltklimas mache ihnen persönlich besonders große Sorgen. 65 Prozent führen neue Kriege als beherrschende Furcht an.
Bei 63 Prozent sind es Terroranschläge, 62 Prozent nennen Kriminalität, und 59 Prozent ängstigen sich vor Altersarmut. Mit einigem Abstand folgt die Zuwanderung von Flüchtlingen (45 Prozent). Arbeitslosigkeit ist mit 33 Prozent die geringste der genannten Sorgen.
Bei Frauen sind die Ängste stärker ausgeprägt als bei Männern: 76 Prozent heben den Klimawandel hervor, es folgen neue Kriege (73 Prozent), Terroranschläge (70 Prozent), Kriminalität (65 Prozent), Altersarmut (64 Prozent), Zuwanderung von Flüchtlingen (49 Prozent) und Arbeitslosigkeit (40 Prozent). Auch in den neuen Bundesländern sind die meisten Sorgen überdurchschnittlich groß, mit einer Ausnahme: der Zuwanderung von Flüchtlingen. An der Spitze liegt im Osten Deutschlands ebenfalls der Klimawandel (76 Prozent) - vor Terroranschlägen (72 Prozent), Kriminalität (68 Prozent), neuen Kriegen (65 Prozent), Altersarmut (57 Prozent), Zuwanderung von Flüchtlingen (43 Prozent) und Arbeitslosigkeit (37 Prozent).
Ein deutlich abweichendes Votum geben die Wähler am rechten und linken Rand des Parteienspektrums ab. Bei der AfD überwiegt die Sorge vor dem Flüchtlingszustrom (90 Prozent), gefolgt von Kriminalität (84 Prozent) und Terroranschlägen (72 Prozent). Im Lager der Linkspartei wird die Furcht vor Altersarmut am häufigsten genannt (71 Prozent).
69 Prozent der Linke-Anhänger führen neue Kriege an, 58 Prozent den Klimawandel. "Sicherheitsthemen spielen eine große Rolle. Das betrifft die äußere, die innere wie auch die soziale Sicherheit", sagte Torsten Schneider-Haase, Leiter Politikforschung bei Kantar Emnid, den Funke-Zeitungen. "Eine Partei wie die Union, die in Fragen der Sicherheit für kompetent gehalten wird, ist vor dieser Bundestagswahl gut aufgestellt." Schneider-Haase sieht daher Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für die Wahl am 24. September im Vorteil gegenüber ihrem sozialdemokratischen Herausforderer. "Wenn Martin Schulz zentral auf Arbeitsmarktthemen wie die Verlängerung des Arbeitslosengeldes I setzt, erreicht er einen größeren Teil der Bevölkerung nicht", so der Meinungsforscher. "Mit den klassischen Themen sozialer Gerechtigkeit gewinnt man zurzeit keine Wahlen." Dass die Grünen nicht stärker von dem überragenden Thema Klimawandel profitierten, überrascht Schneider-Haase nicht. "Umwelt- und Klimaschutz beschäftigen die Menschen in Deutschland schon seit Jahren stark", sagte er. "Der Kampf gegen den Klimawandel wird als parteiübergreifende Anstrengung begriffen - und nicht allein den Grünen zugeordnet." Kanzlerin Merkel wirke glaubhaft, wenn sie US-Präsident Donald Trump für die Kündigung des Klimaabkommens von Paris kritisiere. Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.08.2017 Zur Startseite