FDP droht Union bei Embryonenschutz zu überstimmen

Der Streit in der schwarz-gelben Koalition um den Embryonenschutz eskaliert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die FDP droht der Union jetzt, sie notfalls im Parlament gemeinsam mit der Opposition zu überstimmen. "Im Zweifelsfall suchen wir eine Mehrheit - auch gegen den Koalitionspartner", sagte der FDP-Gesundheitsexperte Erwin Lotter der "Welt". Lotter, der Arzt ist und im Gesundheitsausschuss des Bundestages sitzt, kritisiert den Koalitionspartner zudem scharf: "Ein Verbot der PID, wie im Grundsatzprogramm der Union verankert, verstößt meiner Meinung nach gegen ein ureigenes Menschenrecht: nämlich die Entscheidung über die eigene Fortpflanzung."

Die PID ist eine medizinische Methode, bei der im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib untersucht werden. Embryonen, bei denen die Ärzte ein erhöhtes Risiko für Erbkrankheiten vermuten, werden dabei aussortiert. In Deutschland galt die PID bisher als durch das Embryonenschutzgesetz verboten.

Doch vor drei Monaten kippte der Bundesgerichtshof völlig überraschend diese Rechtsauffassung. Die FDP möchte im Gegensatz zur Union nicht die alte Rechtslage wiederherstellen, sondern die PID zulassen. "Wir brauchen dringend eine verlässliche Neureglung des Embryonenschutzesgesetztes, um jungen Paaren, die durch eine genetische Erkrankung vorbelastet sind, die Möglichkeit zu geben, ein gesundes Kind zu bekommen", erklärte Lotter.

Dies sei auch einen Koalitionskrach wert: "Sollten sich die Stimmen innerhalb der CDU/CSU durchsetzen, die ein Verbot der PID fordern, schlage ich vor, jenseits von Partei- und Fraktionsgrenzen über einen Gruppenantrag eine eigene Mehrheit der Vernunft für die Position der FDP zu gewinnen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.10.2010

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