Junge Union drängt auf Kapitalstock für Pflege

Vor dem Treffen der Spitzen von Schwarz-Gelb am kommenden Freitag machen die Jüngeren in der Union Druck auf einen Kapitalstock in der Pflege.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Missfelder, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Wir wollen die CDU beim Bundesparteitag festnageln, dass eine Kapital gedeckte Komponente für die Demographie-Reserve kommt. Das ist für ein zukunftstaugliches System unverzichtbar." Junge Union und die Mittelstandsvereinigung (MIT) haben einen gemeinsamen Antrag für den CDU-Parteitag im November vorbereitet.

Sie fordern, dass die Pflegeversicherung "schnellstmöglich" eine solche Kapital gedeckte Ergänzung bekommt. Der Vorsitzende der Jungen Gruppe im Bundestag, Marco Wanderwitz, wird bei Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) für dieses Ziel werben. Der politische Vater der Pflegeversicherung, Norbert Blüm (CDU), lehnte einen Kapitalstock rigoros ab: "Wer das vorschlägt, muss die letzten zehn Jahre ohne Funk am Nordpol gelebt oder ohne Handy in der Sahara verbracht haben", so der langjährige Sozialminister unter Kanzler Helmut Kohl zu "Focus".

Man dürfe die Sozialsysteme "nicht in den Strudel der Finanzwirtschaft schicken". Kapitalgedeckte Systeme seien "weltweit im Eimer". Als Ausweg aus dem absehbaren Finanzengpass im System sieht Blüm höhere Beiträge: Man müsse klar und deutlich sagen, dass die Beiträge steigen werden.

"Alles andere sind Lebenslügen." Blüm merkte kritisch an, dass es einigen scheinbar leichter falle, mehr Geld für Konsum auszugeben als für mehr Mitmenschlichkeit. Dass "mancher ein Drittauto oder einen Zweiturlaub vorzieht", widerstrebe ihm.

Es gehe bei der Pflege nicht um eine reine Geldfrage, sondern auch um die Kultur einer Gesellschaft, so Blüm. "In Japan gibt es Waschanlagen für alte Menschen. Und Emotionen kann man bestimmt auch über einen Computer bedienen", sagte er. "Wenn wir aber Menschen wollen, die sich um Menschen kümmern, dann müssen wir sie gut bezahlen." Der frühere Bürgermeister von Bremen, Henning Scherf (SPD), forderte, das ganze System von "stationär" auf "ambulant" umzustellen: "Die Pflegeversicherung ist grundsätzlich falsch organisiert. Wir müssen das ganze Geld umschichten und den ambulanten lokalen Einheiten geben."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.10.2011

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