Heftiger Widerstand aus der Union gegen Abschaffen des Sitzenbleibens

Politiker von Union und FDP warnen vor den Folgen der Abschaffung des Sitzenbleibens.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Wir wollen in Bayern keine Gleichmacherei und Niveauangleichung nach unten." Als nächstes schlage "die SPD wahrscheinlich das Einser-Abi für alle vor und will das Durchfallen bei der Führerscheinprüfung abschaffen". Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe positionierte sich gegen den Kurs von Rot-Grün: "Wir lösen doch keine Probleme, indem wir das Sitzenbleiben abschaffen. Die Vorschläge stammen aus der Mottenkiste und haben sich schon in den 70er-Jahren als Irrweg erwiesen." FDP-Generalsekretär Patrick Döring warnte: "Das rot-grüne Signal an die Schüler ist doch verheerend: Der Staat kümmert sich um alles, egal welche Leistung man bringt." Der Deutsche Lehrerverband stimmte in die Kritik ein: "Wir erziehen eine verwöhnte Generation, Zeugnisse sind dann wie ungedeckte Schecks", sagte Verbandspräsident Josef Kraus.

Der Deutsche Philologenverband assistierte. "Sitzenbleiben ist keine Verschwendung von Lebenszeit, wenn Schüler dadurch doch noch einen Abschluss machen", sagte der Vorsitzende Hans-Peter Meidinger. Die Mehrheit der Deutschen lehnt laut einer Emnid-Umfrage für "Focus" die Abschaffung des Sitzenbleibens ab.

54 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Schüler, die das Klassenziel nicht erreicht haben, die Klasse wiederholen sollen. 44 Prozent sind für die Versetzung, wenn in den schlechten Fächern Förderunterricht erteilt wird. Bei den 14- bis 29-jährigen Befragten ist sogar eine deutliche Mehrheit von 63 Prozent für das Sitzenbleiben, 36 Prozent sind dagegen.

Bei den 30- bis 39-Jährigen sind 57 Prozent für die Ehrenrunde, 43 Prozent dagegen. Emnid befragte am 20. und 21. Januar 1005 repräsentativ ausgewählte Deutsche. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Stephan Dorgerloh (SPD), begrüßte dagegen das Vorhaben: "Bildungsforscher haben nachgewiesen, dass das Wiederholen der Klasse nicht automatisch die Entwicklung fördert", sagte der Bildungsminister aus Sachsen-Anhalt. "Ich bezweifele, dass das Sitzenbleiben disziplinierend wirkt", so Dorgerloh. "Die Schule der Zukunft braucht kein Sitzenbleiben mehr." Für Handwerkspräsident Otto Kentzler verbirgt sich hinter der Debatte purer Aktionismus. "Für unsere Handwerker wäre es sinnvoller, wenn alle Schüler einen Abschluss schaffen, der sie befähigt, lesen, schreiben und rechnen zu können."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.02.2013

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