Union und FDP kritisieren EKD-Familienpapier

Die neue Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Ehe und Familie stößt in Union und FDP auf deutliche Kritik.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - So wandte sich der Bundesgeschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) von CDU/CSU, Christian Meißner, gegen die Tendenz des EKD-Textes, die heterosexuelle Ehe nicht mehr als zentrales Leitbild der evangelischen Familienpolitik herauszustellen. Meißner sagte der Tageszeitung "Die Welt", dass aus Sicht der Union die lebenslange Ehe von Mann und Frau als "gute Gabe Gottes" zu verstehen sei und dass entsprechend deutlich gemacht werden müsse, dass ihr bei aller Achtung gegenüber anderen Lebens- und Familienformen ein Vorrang gebühre. "Die meisten von uns hätten sich wohl gewünscht, dass dieser Vorrang der Ehe von Mann und Frau in dem EKD-Text klarer formuliert und theologisch so hergeleitet würde, wie es von einer Orientierungshilfe zu erwarten ist", so Meißner.

Kritisch äußerte sich auch der FDP-Bundestagsabgeordnete und evangelische Pfarrer Pascal Kober. Zwar stimme er der kirchlichen Anerkennung der verschiedenen familiären Lebensformen als verbindlichen Verantwortungsgemeinschaften voll zu, gerade auch im Hinblick auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften, sagte Kober gegenüber der "Welt". "Allerdings hätte ich von der EKD erwartet, dass die theologische Argumentation sehr viel breiter entfaltet wird und sie dabei stärker auf die vielen Fragen eingeht, die zahlreiche Christen ja angesichts der Veränderungen im Ehe- und Familienverständnis haben. Dass die theologische Begründung recht kurz gerät, ist schade. Denn die Beschreibung der gesellschaftlichen und rechtlichen Veränderungen nimmt so breiten Raum ein, dass der Eindruck entstehen kann, die Kirche reagiere eben doch nur auf gesellschaftliche Entwicklungen, statt sich an Schrift und Bekenntnis und klaren theologischen Gründen zu orientieren." Kober kritisierte darüber hinaus den kirchlichen "Blick auf die Männer": Diese erschienen laut Kober in dem Text überwiegend als diejenigen, die sich ihrer familiären Verantwortung entziehen.

Den Perspektiven und Bedürfnissen von Männern werden in dem EKD-Text "kaum Raum gegeben". Darüber hinaus lehnte Kober die Aussagen der Kirche über die soziale Lage von Familien und die Situation von Müttern auf dem Arbeitsmarkt als einseitig ab. "Die Situation der Familien wird insgesamt zu negativ beschrieben", sagte Kober und fügte hinzu, dass auch die Beschreibung der sozialen Verhältnisse und des Arbeitsmarktes sehr tendenziös seien, teilweise falsch.

"Damit ist die Chance vergeben, einen breiten gesellschaftlichen Diskurs über Lager- und Parteigrenzen hinweg anzustoßen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.06.2013

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