Experte: Soziale Dienstpflicht würde Milliarden kosten

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider, hat die Bundesregierung vor weitreichenden Folgen einer sozialen Dienstpflicht gewarnt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bei einem Pflichtjahr drohten Kosten in Milliardenhöhe, sagte Schneider der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe). "Wir müssten jedes Jahr um die 700.000 junge Frauen und Männer in irgendeiner Form beschäftigen. Und wir müssten sie 700.000 mal anleiten."

Zudem wäre nach den Worten von Schneider eine neue Verwaltung erforderlich. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Kreiswehrersatzämter, bei denen sich bis zur Aufhebung der Wehrpflicht junge Männer melden mussten. Und schließlich müsste auch ein Sanktionsapparat aufgebaut werden, so Schneider weiter.

"Wenn früher die jungen Männer nicht in die Kasernen gekommen sind, dann kamen die Feldjäger und holten sie ab. Bei Totalverweigerern, die auch den Zivildienst ablehnten, gab es harte Sanktionen bis hin zu Gefängnisstrafen." Auch solche Fragen müsse man bis zum Ende mitdenken, wenn man einen Pflichtdienst fordere.

"Will man das tatsächlich?" Schneider plädierte stattdessen dafür, die Freiwilligendienste attraktiver zu machen, etwa durch die Zahlung eines Taschengeldes von 600 Euro im Monat. Er schätzt, dass sich die Zahl der Freiwilligen so verdoppeln ließe. "Allein im Bundesfreiwilligendienst wären es dann 70.000 statt 35.000."

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat für Dienstag Vertreter von 18 Sozialverbänden zu einem Gespräch über die "Vor- und Nachteile eines sozialen Dienstes für das Gesundheitswesen" eingeladen. In der Einladung heißt es, eine allgemeine zeitlich begrenzte Dienstpflicht für junge Frauen und Männer "könnte mit dazu beitragen, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zwischen den Generationen zu stärken".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 25.09.2018

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