"Focus": Kita-Plätze fehlen vor allem in Süddeutschland

Wenige Wochen bevor der rechtlich garantierte Anspruch auf Kita-Betreuung für ein bis zweijährige Kinder in Kraft tritt, stehen längst nicht überall in Deutschland genügend Plätze zur Verfügung.

München (dts Nachrichtenagentur) - In einer Umfrage des Nachrichtenmagazins "Focus" in den 52 größten Städten der Bundesländer zeigten sich vor allem im Süden der Republik große Defizite. In Baden-Württemberg, Bayern und Hessen klafft eine große Lücke zwischen bereitgestellten Kitaplätzen und den Wünschen der Eltern. So braucht Nürnberg laut Bedarfsberechnung für 61 Prozent der Ein- bis Zweijährigen Kita-Plätze.

Tatsächlich hat die Stadt bisher nur ein Angebot für 36 Prozent dieser Kinder. In München beträgt der Bedarf 66 Prozent, das gegenwärtige Angebot liegt bei 54 Prozent. In Frankfurt am Main ist der Bedarf 70 Prozent, das Angebot beträgt 53 Prozent.

Stuttgart bietet derzeit für 53 Prozent der Kleinkinder eine Versorgung. Der Bedarf liegt jedoch bei 69 Prozent. Freiburg muss 50 Prozent der Kinder betreuen, hat aber im Moment nur Plätze für 39 Prozent.

Gut stehen dagegen Kommunen in Nordrhein-Westfalen da. So meldet Bielefeld mehr Plätze als nachgefragt werden (58 zu 43 Prozent). Ähnliches gilt für Köln (62 zu 60 Prozent) und Bonn (53 zu 50 Prozent).

In den neuen Ländern dürfte es ebenfalls nicht zu Engpässen kommen. Auch hier melden Städte wie Magdeburg (55 zu 51 Prozent) und Chemnitz (74 zu 66 Prozent) ein Überangebot an Kita-Plätzen. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) will verstärkt auf die Qualität der Betreuungsplätze für Kleinkinder achten. Es sei notwendig, "sich länderübergreifend auf Mindeststandards für die Qualität von Kinderbetreuungseinrichtungen zu einigen", sagte Schröder zu "Focus". Bereits jetzt seien Betreuungsschlüssel in den jeweiligen Kita-Gesetzen der Länder festgeschrieben. Dies genügt Schröder nicht. Sie kündigte an, in ihrem Haus künftig "die Qualitätsentwicklung evaluieren zu lassen". Dem Ökonomieprofessor und Kita-Experten Stefan Sell zufolge schneidet Deutschland im internationalen Vergleich bei den Gruppengrößen und dem Personalschlüssel "jetzt schon schlecht ab". In Zukunft "fallen wir noch weiter zurück", sagte er "Focus". Der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler, sagte unter Berufung auf eine interne Erhebung, bei der Hälfte der 2300 AWO-Kitas seien "die Qualitätsstandards massiv abgesenkt worden." Die Kita-Gruppen würden größer, die Räume kleiner, fachfremdes Personal sei mit der Betreuung überfordert. Stadler resümierte in "Focus": "Wegen des Drucks durch den Rechtsanspruch wird getrickst. Die Zahlen werden geschönt und primitive Lösungen angeboten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.06.2013

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