"Spiegel": Thüringer Verfassungsschutz hatte weitere NSU-Quelle

Das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) ist den Rechtsterroristen Uwe B., Uwe M. und Beate Z. offenbar dichter auf der Spur gewesen als bislang bekannt.

Erfurt (dts Nachrichtenagentur) - Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf LfV-Akten berichtet, führte die Behörde – neben dem 2001 enttarnten V-Mann Tino B. – eine weitere Quelle, die Informationen zu dem Neonazi-Trio lieferte. So habe die "Gewährsperson `Tristan`" dem LfV bei einem konspirativen Treffen am 25. März 2001 den Hinweis gegeben, dass die Gesuchten in Chemnitz untergetaucht seien. M. unterhalte dort "intensive Kontakte" zur örtlichen Sektion des Neonazi-Netzes "Blood & Honour" (B&H) und sei besonders mit zwei B&H-Aktivisten befreundet, deren Namen er ebenfalls angab.

"Diese Information", so notierte ein Schalterbeamte damals handschriftlich auf dem Treff-Vermerk, "ist es wert, einen neuen Versuch zu starten, die `Drillinge` zu lokalisieren". Die Spur hätte womöglich zum Erfolg führen können: Tatsächlich waren B., M. und Z. zunächst nach Chemnitz geflohen, wo ihnen B&H-Kameraden konspirative Wohnungen vermittelten. Auch sonst gab das damalige NPD-Mitglied "Tristan", das während seiner Bundeswehrzeit vom "Militärischen Abschirmdienst" angesprochen und offenbar an das Thüringer LfV übergeben wurde, wichtige Tipps.

"Im Rahmen der nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit", so heißt es in einem LfV-Vermerk aus dem Dezember 2011, habe die Quelle "auch mehrfach" über den früheren NPD-Kader Ralf W. berichtet, der heute als mutmaßlicher Terrorhelfer der Zwickauer Zelle in Untersuchungshaft sitzt. Inzwischen wurde "Tristan" vom Bundeskriminalamt vernommen. Im Vernehmungsprotokoll fänden sich jedoch keine Hinweise auf seine Zusammenarbeit mit dem LfV.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.08.2012

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