"Spiegel": V-Mann half flüchtigen NSU-Terroristen bei Autopanne

Im Skandal um das Behördenversagen bei der Fahndung nach den Rechtsterroristen Uwe B., Uwe M. und Beate Z. gerät erneut eine Quelle des Thüringer Landesamts für Verfassungsschutz (LfV) ins Zwielicht.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Kurz nach dem Untertauchen der drei Neonazis half der Spitzel – den das LfV seinerzeit offenbar unter dem Decknamen "Alex" als "Gewährsperson" führte – beim Abschleppen des defekten Fluchtwagens der Terroristen. Das Fahrzeug, mit dem sich das Trio Anfang 1998 aus Jena in den Untergrund abgesetzt hatte, war auf dem Weg in ein Chemnitzer Versteck auf der Autobahn liegen geblieben.

Kurz nach der Panne, so gestand "Alex" inzwischen in einer Vernehmung, fuhr er im Auftrag des mutmaßlichen Terrorhelfers Ralf W. nach Sachsen und transportierte das Fluchtauto zurück nach Thüringen. Seinen Kontaktleuten beim Verfassungsschutz verschwieg er den "kameradschaftlichen Dienst" damals jedoch – obwohl ihn ein LfV-Beamter wenig später explizit auf das Abschleppmanöver angesprochen hatte. Hätte "Alex" dem Verfassungsschutz seinerzeit die Wahrheit gesagt, hätten die Ermittler die Flüchtigen womöglich schon lange vor Beginn ihrer Terrorserie fassen können.

Der wegen Körperverletzung vorbestrafte "Alex", den das LfV 1996 in der Haft angeworben hatte, versorgte das Amt bis mindestens August 1998 mit Tipps aus der rechten Szene. Und er war nicht der einzige Informant in der Umgebung der untergetauchten Neonazis: Wie aus dem am 25. März erstellten Abschlussbericht des Sonderermittlers des Bundestags-Untersuchungsausschusses, Bernd von Heintschel-Heinegg, hervorgeht, hatte allein das Bundesamt für Verfassungsschutz drei V-Leute "im näheren Umfeld des Trios". Bei den Quellen, die in dem Papier nicht namentlich genannt werden, handelt es sich nach "Spiegel"-Informationen um die V-Leute Thomas R. ("Corelli"), Ralf M. ("Primus") und Mirko H. ("Strontium").

Direkten Kontakt zu einem Mitglied der späteren Terrorzelle habe demnach allerdings nur "Corelli" gehabt – 1995 soll es mindestens ein Treffen zwischen ihm und M. gegeben haben.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 07.04.2013

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