"Spiegel": Versagen der Thüringer Sicherheitsbehörden bei NSU-Suche größer als bislang bekannt

Das Versagen der Thüringer Sicherheitsbehörden bei der Suche nach den 1998 untergetauchten Rechtsextremisten Uwe B., Uwe M. und Beate Z. soll nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" größer sein als bislang bekannt.

Erfurt (dts Nachrichtenagentur) - Bislang sah es so aus, als hätten sich zumindest die Zielfahnder des Erfurter Landeskriminalamtes auf die ernsthafte Suche nach dem Trio gemacht. Aus einem jetzt entdeckten Vermerk des zuständigen Ermittlers aus dem Jahr 2003 gehe laut dem Magazin jedoch hervor, dass tatsächlich "kein Zielfahndungsantrag" gestellt wurde. Eine Untersuchungskommission unter Leitung des ehemaligen Bundesrichters Gerhard Schäfer stellte fest, dass die spezialisierten Fahnder zwischen Februar 1998 – dem Monat nach dem Abtauchen des Trios – und März 2002 weder Ermittlungsergebnisse festhielten noch Auswertungsberichte schrieben.

Im Landeskriminalamt herrschte offenbar Chaos. Der Chef der Ermittlungsgruppe Rechtsextremismus sagte der Schäfer-Kommission, nicht er, sondern die Zielfahndung sei für die Suche "federführend" gewesen. Der zuständige Zielfahnder berichtete das Gegenteil: Seine Gruppe sei lediglich "als Unterstützung eingeteilt" gewesen.

Für Unverständnis sorgt auch ein Schreiben des Landesamtes für Verfassungsschutz an das Bundesamt aus dem Jahr 2003. Im Kontext einer Tagung zum Thema "Gefahr der Entstehung weiterer terroristischer Strukturen in der BRD" erwähnten die Thüringer Geheimdienstler das Trio. Dennoch erkannten die versammelten Experten bis zum Auffliegen im November 2011 die Gruppe nicht als rechtsterroristische Zelle.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.05.2012

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