Ägyptens Präsident zum Staatsbesuch: Merkel ermahnt Mursi

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Berlin-Besuch des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi für mahnende Worte genutzt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Aus Sicht der Bundesregierung sei es wichtig, dass in Ägypten die Menschenrechte eingehalten würden und ein "Gesprächsfaden mit allen politischen Kräften" existiere, sagte die Kanzlerin nach ihrem Gespräch mit Mursi. Die Religionsfreiheit müsse in Ägypten "gelebt werden" können. Zudem appellierte die Kanzlerin an Mursi, den Demokratisierungsprozess in Ägypten fortzusetzen, betonte aber auch, dass Kairo ein wichtiger Partner von Deutschland sei.

Mursi zeigte sich regelrecht handzahm und erklärte seinerseits, die deutsch-ägyptischen Beziehungen ausbauen zu wollen. Auch in Sachen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Religionsfreiheit, Trennung von Staat und Religion zeigte sich Mursi ganz modern. Angesprochen auf israelfeindliche Äußerungen der Vergangenheit sagte der ägyptische Präsident, dass er "nicht gegen das Judentum als Religion" sei.

"Ich bin nicht gegen die Juden, die ihre Religion ausüben." Er selbst sei gläubiger Muslim. "Und meine Religion verpflichtet mich dazu, an alle Propheten zu glauben, alle Religionen zu respektieren und das Recht der Menschen zur Glaubensfreiheit zu respektieren", bekräftigte Mursi.

Mitte Januar hatten mehrere Medien über ein Fernsehinterview von Mursi aus dem Jahr 2010 berichtet. Darin hatte er die "Zionisten in Israel" als "Blutsauger" und "Nachfahren von Affen und Schweinen" beschimpft. In Berlin sagte der ägyptische Präsident nun, dass seine Äußerungen aus dem Zusammenhang gerissen worden seien: Damals sei die Rede von religiösen Praktiken gewesen, mit denen Blut vergossen beziehungsweise mit denen unschuldige Zivilisten angegriffen würden.

Der Staatsbesuch von Mursi in Deutschland, der ursprünglich für zwei Tage angelegt war, war wegen der anhaltenden Unruhen in Ägypten auf einen Tag zusammengestrichen worden. So musste unter anderem ein geplantes Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck abgesagt werden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.01.2013

Zur Startseite