Ökonom: EZB-Zinssenkung hilft maroden Banken und schadet dem Euro

Der Chefökonom von Degussa-Goldhandel und Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance, Thorsten Polleit, befürchtet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihrer jüngsten Leitzinssenkung weitere geldpolitische Eingriffe folgen lässt, von der vornehmlich Krisenbanken profitieren werden.

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) - "Die EZB hat sich aufgemacht, Staaten und Banken vor der Pleite zu bewahren, ohne Wenn und Aber. Die Zinssenkung soll vor allem marode Banken subventionieren", sagte Polleit "Handelsblatt-Online". "Es ist zu befürchten, dass sehr bald noch weiterreichende geldpolitische Eingriffe drohen – wie zum Beispiel der Aufkauf von Anleihen durch die EZB, die Nichtbanken, etwa Versicherungen, Pensionsfonds etc., halten", sagte der Ökonom weiter.

Auf diese Weise werde die Geldmenge unmittelbar ausgeweitet, ohne dass dafür der Bankensektor neue Kredite vergeben müsse. Die Grenzen der Geldpolitik seien lange noch nicht ausgeschöpft, ist sich Polleit sicher. Die EZB habe das Geldangebotsmonopol, daher könne sie die Geldmenge jederzeit in jeder beliebigen Menge ausweiten.

"Sie kann gewissermaßen Hyperinflation in nur wenigen Minuten produzieren", sagte der Volkswirt. Polleit warnte zugleich vor den Folgen einer solchen Geldpolitik: "Die Aussicht, dass diese Machtstellung einmal missbraucht wird, ist die große Gefahr für die Kaufkraft des Euro."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.07.2012

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