Ökonom Gerken hält zweites Griechenland-Paket ökonomisch für falsch

Der Vorsitzende des Vorstands Stiftung Ordnungspolitik - Centrum für Europäische Politik in Freiburg, Lüder Gerken, hält das zweite Rettungspaket für Griechenland ökonomisch für falsch und sieht ganz andere EU-Länder in größerer Gefahr.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich halte etwa die Sorge, dass vielen europäischen Banken nach einer griechischen Staatspleite die Insolvenz droht, für übertrieben", sagte Gerken der Tageszeitung "Die Welt" (Montagsausgabe). Die meisten Finanzinstitute hätten ihre Griechenland-Anleihen zu großen Teilen längst abgeschrieben. "Und auch die befürchteten Dominoeffekte für andere südeuropäische Staaten sehe ich so nicht. Die Investoren haben erkannt, dass Griechenland ein Sonderfall ist und einige Klassen niedriger spielt als Italien oder Spanien." Was das Drohpotential der EU gegenüber Athen angeht, meinte der Ökonom: "Die Griechen sind zu klug, um aus dem Euro auszutreten, denn der Verbleib in der Gemeinschaftswährung sichert ihnen ja die Hilfsmilliarden. Und in den Geberländern sieht man einen Gewöhnungseffekt: Man hat sich damit abgefunden, dass wir Griechenland dauerhaft subventionieren werden."

Gerken kritisierte schließlich, dass die Bundestagsabgeordneten zu wenig Zeit gehabt hätten, um bis zur Abstimmung über das Rettungspaket am heutigen Montag das 450 Seiten-Papier dazu aus dem Finanzministerium durchzuarbeiten. "Das ist auch aus demokratischen Gesichtspunkten problematisch. Es geht nicht, dass die Abgeordneten solche Texte nur wenige Tage oder Stunden vor der Abstimmung erhalten. Über das Wochenende können sie keine Rechercheaufträge erteilen oder Expertenmeinungen einholen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.02.2012

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