Ökonom Minc ist von Merkel enttäuscht

Der Pariser Spitzenökonom Alain Minc ist enttäuscht von der Bundeskanzlerin: In der zehnjährigen Amtszeit von Angela Merkel habe Deutschland "sicherheitspolitisch im Vergleich zur Ära Schröder/Fischer Rückschritte gemacht", so Minc in der Wochenzeitung "Die Zeit".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Sie wären am Tag nach den Attentaten in Paris gewesen, Merkel war es nicht." Der Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler findet: "Deutschland ist ein komisches Land. Es kann so unglaublich effizient sein – und dann wieder gar nicht: fantastische Industrieleistungen, aber dann das Chaos des Berliner Flughafens. Oder der Zustand der Bundeswehr. Als würden die Deutschen genauso viel Energie darauf verwenden, dass ihr Militär nicht funktioniert, wie sie auf anderem Gebiet zum guten Funktionieren einer Sache verwenden." Minc fordert außerdem: "Wir müssen versuchen, Schengen zu retten".

Es sei "Europas zweitgrößte Errungenschaft nach dem Euro. Deshalb müssen wir für Sicherheit an den Außengrenzen sorgen. Das kann nur die EU leisten und dafür müssen wir ihr schnell sehr viel Geld geben. Denn entweder kontrollieren wir die europäischen Außengrenzen oder wir bekommen die nationalen Grenzen zurück." Dass Deutschland Frankreich gefolgt sei und Griechenland in der Währungsunion belassen habe, würde sich nun auszahlen: "Denn wenn wir Griechenland aus der Euro-­Zone entlassen hätten, wäre das Chaos dort heute noch größer und die Tür nach Europa noch weiter geöffnet", so Minc. Er empfinde die Deutschen "im Dezember 2015 als deutlich weniger arrogant als noch im Juni 2015. Sie wissen, dass es richtig war, Griechenland nicht rauszuschmeißen, dass sie in der Flüchtlingskrise die anderen wieder nötig haben und dass Attentate wie in Paris auch sie treffen können. Der Höhepunkt der deutschen Arroganz liegt hinter uns."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.12.2015

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