Ökonom Rürup sieht in Steuerreform "intellektuelle Großtat"

Der Ökonom Bert Rürup sieht politisch keine Chancen für eine Umsetzung des Steuerkonzepts von Paul Kirchhof.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Ungleichheit der Verteilung der Einkommen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Durch das Konzept von Herrn Kirchhof würde diese Entwicklung einen weiteren Schub bekommen. Von daher sehe ich keine Chance einer politischen Umsetzung", sagte der Professor der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe).

Rürup hat als Politikberater insbesondere die "Agenda 2010" des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder vorbereitet und an zahlreichen weiteren Reformprojekten mitgearbeitet. Rürup bezeichnet das jüngst vorgestellte Bundessteuergesetzbuch des Heidelberger Staatsrechtlers zwar als "intellektuelle Großtat", kritisiert jedoch: "Nur Einfachheit ist kein steuerpolitisches Ziel an sich. Ein Steuersystem muss wachstums- und beschäftigungsfreundlich, ergiebig und verteilungspolitisch zielgenau sein. Von diesen drei Zielen wird im Wesentlichen nur das erste erfüllt." Bei jedem Reformkonzept müsse zudem die Umsetzbarkeit mitbedacht werden. Rürup: "Natürlich hatte auch ich die Sehnsucht nach dem ganz großen Wurf. Aber die Erfahrung sagte mir: Kleine Schritte, die in die gleiche Richtung getan werden, sind besser als ein Big Bang, der in aller Regel ein Konzept bleibt und nie umgesetzt wird." Nach seiner Emeritierung 2009 wechselte der Professor als Chefökonom zum Finanzdienstleister AWD. Später etablierte er gemeinsam mit AWD-Gründer Carsten Maschmeyer die Beratungsfirma MaschmeyerRürup AG.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.07.2011

Zur Startseite