Ökonom erwartet "konzertierte Aktion" zur Rettung der Ukraine

Der Makroökonom Ansgar Belke von der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass der Westen der finanziell angeschlagenen Ukraine kurzfristige Finanzhilfen zur Verfügung stellen wird: Die öffentlichen Kreditgeber wie die USA, Großbritannien, die EU, aber auch der Internationale Währungsfonds (IWF) würden "möglicherweise in konzertierter Aktion die Insolvenz der Ukraine wegen der zu befürchtenden Folgen nicht zulassen", sagte Belke "Handelsblatt-Online".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Kurz- bis mittelfristig sei jedoch auch "entscheidend, wie schnell sich die politische Unsicherheit auflöst, die Korruption beseitigt wird und dass die Märkte das agrarwirtschaftliche Potenzial und den Rohstoffreichtum der Ukraine trotz fehlender Nähe industrieller Cluster wieder positiver bewerten". Dazu würde aus Sicht Belkes auch dazu beitragen, die veraltete Infrastruktur rasch zu modernisieren, um Investoren anzulocken. Die Ukraine müsse wieder dazu kommen, "möglichst rasch Devisen zu verdienen und ihren Rückzahlungsverpflichtungen nachzukommen. Das schafft Vertrauen." Belke stuft das Risiko eines Staatsbankrotts als "kurzfristig recht hoch" ein. Die hohe Abwertung der ukrainischen Hrywnja von mehr als 10 Prozent zum Euro seit Jahresbeginn zusammen mit dem massiven Abbau der ukrainischen Devisenreserven und der derzeitig hohen politischen Unsicherheit seien schon ein "massiver Cocktail".

Die politische Unsicherheit schrecke zudem momentan auch ausländische Investoren trotz eigentlich guter ökonomischer Fundamentaldaten der Ukraine und private Geldgeber ab. "Es gibt die Gefahr des `Sudden Stops`", sagte Belke. Vor diesem Hintergrund hält der Duisburger Ökonom politische Unruhen als Folge von "Anpassungshärten" im Zuge eines Staatsbankrotts für möglich.

"Dies könnte es selbst bei Unterstützung durch eine konzertierte Aktion geben", sagte er. "Denn die Auslandsschulden müssen ja irgendwann durch Exporterlöse zurückgezahlt werden, die werden kurzfristig aber nur durch weitere Lohn- und Preissenkungen bei ohnehin schon armer Bevölkerung erzielt werden können."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 25.02.2014

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