Ökonom warnt vor Niedergang der USA

Der US-Wirtschaftsforscher Daron Acemoglu hat vor dem Niedergang der USA gewarnt, falls das Land seine politische und wirtschaftliche Spaltung nicht überwinden sollte.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die größte Herausforderung ist die Zunahme der gesellschaftlichen Ungleichheit über die vergangenen 40 Jahre", schreibt der Ökonom vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston und Co-Autor des Buches "Why Nations Fail" ("Warum Nationen scheitern") in der "Zeit". "Mehrere Institutionen des Arbeitsmarktes, besonders die Mindestlöhne und die Gewerkschaften und auch soziale Normen der als fair empfundenen Bezahlung, sind erodiert - und das war teilweise gut, teilweise schlecht. Auf jeden Fall aber hatte diese Entwicklung einen deutlichen Niedergang der Löhne am unteren Ende zur Folge", schreibt Acemoglu.

Ein weiteres Problem sei die "Explosion von Ungleichheit an der Spitze der Einkommensverteilung". Das oberste eine Prozent der reichsten Amerikaner habe früher ein Zehntel des Nationaleinkommens eingenommen, aber heute sei es fast ein Viertel. Solche Ungleichheit berge zwei Gefahren: "Die erste ist offensichtlich: Mit wirtschaftlicher Ungleichheit geht politische Ungleichheit einher, und niemand könnte leugnen, dass diese heute in den USA tiefer sitzt als vor einigen Jahrzehnten."

Die zweite Gefahr sei, dass Ungleichheit auch eine schlechte Form des Populismus antreibe, "der marktfeindliche Rhetorik in politische Vorteile ummünzt". Acemoglu kritisiert zudem, dass die US-Gesellschaft zu wenig Geld in die Bildung stecke. "Ausgerechnet jetzt, in diesen Zeiten, in denen die Nachfrage nach bestimmten Fertigkeiten am Arbeitsmarkt steigt und wir ein Mittel gegen die steigende wirtschaftliche Ungleichheit brauchen, lassen die Qualität und der Umfang der Bildung in den USA zu wünschen übrig."

Verantwortlich macht Acemoglu nicht zuletzt den Präsidenten: "Das Versagen unserer politischen Anführer, allen voran Barack Obama, besteht darin, dass sie den Umfang und die Schwere der Probleme nicht benennen und auch keine realistischen Lösungen dafür vorschlagen".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.01.2013

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