Ökonom warnt vor globalen Gefahren durch Ölpreisverfall

Der Kieler Ökonom Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, warnt vor gravierenden Gefahren für die Weltwirtschaft infolge des dramatischen Ölpreisverfalls.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Förderländer wie Russland, Venezuela oder Iran gerieten aktuell erheblich unter Druck, die Krise dort könnte auf andere Schwellenländer ansteckend wirken: "In dieser fragilen Konstellation haben wir die Welt noch nicht erlebt", sagte Snower in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Der Ölpreis der Sorte Brent ist seit dem Sommer um rund 40 Prozent gesunken. Snower hält als Folge der Preisabsturzes sogar eine Staatspleite Russlands für denkbar: "Wenn der jetzige Kurs anhält, ist ein solches Ereignis durchaus möglich."

Eine Insolvenz hätte nach Einschätzung des Institutschefs weitreichende Implikationen: "Da käme die Psychologie ins Laufen." Vor allem die Auswirkungen auf den Finanzsektor machen dem Ökonom Sorgen. Auch sechs Jahre nach der Krise seien die Märkte alles andere als stabil, so Snower.

Nach wie vor gebe es systemrelevante Institutionen, die der Staat, wenn sie wackelten, retten müsse. Den direkten ökonomischen Nutzen des Ölpreisrutsches für Autofahrer oder Unternehmen hält Snower für begrenzt, der Rohstoff spiele keine so große Rolle wie früher. Weit größere Beachtung verdienten die indirekten Folgen.

Wenn Staaten in Bedrängnis kämen und instabil würden, könnten sie versuchen, durch aggressive Aktivitäten von der eigenen Misere abzulenken, warnt der Ökonom. Eine solche Entwicklung hätte "unabsehbare Folgen". Den Förderländern brächen derzeit nicht nur die Einnahmen aus dem Ölgeschäft weg, sondern ihnen mache zugleich zu schaffen, dass sie in Dollar hoch verschuldet seien und der Dollar gegenüber ihren Währungen deutlich an Wert zulege.

Nach Rechnung von Snower haben die Schwellenländer zusammen rund 3,1 Billionen Dollar an Schulden aufgehäuft.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.12.2014

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