Ökonomen: Slowenien könnte nächster Krisenfall werden

Nach Einschätzung von Ökonomen in Deutschland könnte Slowenien nach Zypern schon bald ein nächster Kandidat für den Euro-Rettungsschirm ESM werden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Der Krisenfall lässt sich kaum noch abwenden", sagte Ansgar Belke, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen, "Handelsblatt-Online". Belke stellte Slowenien in einen Zusammenhang mit den Problemen anderer Krisenländer. Ähnlich wie Italien vereine Slowenien einen dramatischen Anstieg der staatlichen Schuldenlast mit einer handlungsunfähigen Regierung.

Hinzu kämen eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit wie in fast allen südlichen Ländern der Euro-Zone und eine sehr hohe Verschuldung der Unternehmen. Das Land habe überdies mit den Folgewirkungen einer geplatzten Immobilienblase und rekapitalisierungsbedürftigen Banken ähnlich wie Irland und vor allem Spanien zu kämpfen. "Es ist somit zu befürchten, dass Slowenien aufgrund dieses unglücklichen Mixes das Schicksal der Peripherieländer teilen wird und noch 2013 unter den Schirm flüchten muss", so Belke.

Eine schlechte Prognose für Slowenien stellte auch Thorsten Polleit, Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management. "Die Lage ist sehr problematisch", sagte Polleit "Handelsblatt-Online". Der Bankensektor des Landes verfüge nur über eine "dünne Eigenkapitaldecke" in Höhe von vier Milliarden Euro, bei einer Bilanzsumme von 50,6 Milliarden Euro.

"Die jetzt geschätzten Verluste in Höhe von sieben Milliarden Euro bedeuten eine Überschuldung der Banken", begründete Polleit seinen Pessimismus und fügte hinzu: "Ein Schuldenschnitt scheint unausweichlich." Polleit macht für die Situation auch die Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich. "Das jahrelange Ausweiten der Papiergeldmenge durch Bankkredite, bereitgestellt von der EZB zu immer tieferen Zinsen, zeigt sich nun von seiner schlimmsten Seite", sagte der Ökonom.

"Die Krise ist noch nicht überwunden, sie wird vermutlich noch schlimmer, bevor eine Besserung eintritt."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.03.2013

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