Ökonomen bezweifeln Nutzen der EZB-Politik für Krisenländer

Ökonomen in Deutschland halten die derzeitige lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für kein geeignetes Mittel, die Wirtschaft in den Krisenländern anzuschieben.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Geldpolitik könne "keine strukturellen Verwerfungen lösen, die infolge der Immobilien- und Bankenkrise in einigen Euro-Ländern entstanden sind", sagte der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, "Handelsblatt-Online". "Die EZB sollte daher von der Politik eine viel zügigere Bereinigung des Bankensektors fordern." Das lasse sich aber wohl nur bewerkstelligen, wenn die Gläubiger von Banken in Schieflagen herangezogen würden.

Gleichwohl ist Carstensen der Ansicht, dass die Zentralbank eine Niedrigzinspolitik verfolgen sollte, solange die Konjunktur im Euro-Raum so schwach ist. "Allerdings darf sie ihr Mandat nicht durch eine monetäre Staatsfinanzierung überschreiten", fügte er hinzu. Der Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim zeigte ebenfalls Verständnis für die Position von EZB-Chef Mario Draghi, der mit Blick auf die Situation in Südeuropa erklärt hatte, dass die Zentralbank noch weit von einem Ausstieg aus einer lockeren Geldpolitik entfernt sei.

Burghof bezweifelte allerdings, ob sich wirklich über billiges Geld die Wirtschaft anschieben lasse. "Das Hauptproblem sind doch eher die fehlende Wettbewerbsfähigkeit und Reformunfähigkeit", sagte er. Daneben seien die niedrigen Zinsen Teil der Rechnung, die für die Finanzkrise den Bürgern ausgestellt werde, sagte Burghof weiter.

"Die Sparer zahlen damit indirekt für den Konsum derer, die sich nichts versagt haben, obwohl sie es sich nicht leisten können."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.06.2013

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