Ökonomen warnen vor neuen Verzögerungen beim Hauptstadtflughafen

Nach Einschätzung von Ökonomen könnten neue Bauverzögerungen beim Berliner Großflughafen BER erhebliche Nachteile für die Wirtschaft in der Region nach sich ziehen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Eine leistungsfähige Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung für die Attraktivität eines jeden Wirtschaftsstandorts. Das Fehlen eines internationalen Flughafens ist weiterhin ein Standortnachteil für Berlin", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dem "Handelsblatt". "Damit entgehen Berlin viele neue Jobs und Wachstumschancen."

Aus Sicht von Klaus-Heiner Röhl, Experte für Strukturpolitik und Mittelstand am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), würde eine weitere Verschiebung der BER-Eröffnung von Herbst 2017 auf beispielsweise Frühjahr 2018 die wirtschaftlichen Nachteile für die Region wohl "nur noch marginal verstärken". Rühl sagte jedoch auch: "Die mehrfachen Verzögerungen der Inbetriebnahme wirken sicherlich abschreckend auf Investoren und kratzen zudem am deutschen und Berliner Image." Röhl gab überdies zu bedenken, dass das Wachstum der Berliner Wirtschaft bislang noch durch den Flughafenstandort Tegel abgedeckt werde, "doch dessen Kapazitäten sind nun mehr als ausgereizt", sagte der Ökonom.

"Die weitere Entwicklung der Berliner Wachstumstreiber ist deshalb tatsächlich auf den Luftverkehrsstandort BER und eine Stärkung der dortigen Kapazitäten angewiesen." Fratzscher nannte es deshalb ein "Armutszeugnis" für Berlin und für Deutschland, dass Berlin als eine der größten und wichtigsten Hauptstädte Europas immer noch keinen internationalen Flughafen habe. Es sei außerdem "ein Armutszeugnis, dass die Lufthansa fast keine Direktflüge zwischen Berlin und anderen Hauptstädten anbietet".

Der DIW-Präsident forderte eine "gute Planung". Dann sollte sich ein internationaler Flughafen in Berlin "schnell als einer der drei wichtigsten deutschen Flughäfen neben Frankfurt und München etablieren können", sagte Fratzscher.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.10.2015

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