AfD-Chef Lucke gesteht eigene Fehler ein

Erstmals hat der Chef der von einem heftigen Machtkampf erschütterten AfD, Bernd Lucke, eigene Fehler beim Aufbau der Partei eingestanden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit der "Welt" sagte Lucke: "Ich hätte die Programmarbeit und die inhaltliche Positionierung der AfD früher und deutlicher vorantreiben sollen." Wegen der vielen Wahlkämpfe habe er diese wichtige Aufgabe vernachlässigt. In der persönlichen Auseinandersetzung mit Ko-Sprecherin Frauke Petry habe er es "hingenommen, dass Frau Petry und Herr Gauland mich immer wieder über die Medien angegriffen haben".

Er habe "auf jegliche Verteidigung oder Gegenangriffe verzichtet", sagte Lucke. Inzwischen sei ihm klar: "Frauke Petry will mich stürzen und sich selbst den Vorsitz sichern. Natürlich ist das ein Machtkampf."

Es gehe in dem innerparteilichen Konflikt keineswegs um Inhalte. "Frauke Petry und ich gehören beide keinem Flügel an, sondern repräsentieren trotz mancher Meinungsunterschiede die Mitte der Partei", sagte Lucke. Leider dulde Petry Personen, die "das Ansehen der AfD schädigen, indem sie mit platten Parolen oder bizarren politischen Vorstellungen Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder unverhohlen am rechten Rand um Zustimmung werben".

"Das halte ich für die größte Gefahr, der die AfD derzeit ausgesetzt ist", sagte Lucke. Er kündigte an, dass er auf dem Parteitag Anfang Juli in Essen wieder für den Vorsitz kandidieren werde. "Ich trete an, denn wir haben die historische Chance, eine neue, bürgerliche Volkspartei zu werden", sagte er und schloss eine gemeinsame Führung mit Petry, Gauland oder auch der EU-Abgeordneten Beatrix von Storch aus.

"Ich kann mir bei den genannten Personen gar nicht einen solchen Mangel an Selbstachtung vorstellen, dass sie für einen Bundesvorstand kandidieren, in dem ich Vorsitzender bin." Sollte er in Essen unterliegen, werde er nicht mit dem von ihm gegründeten Verein "Weckruf" austreten. "Ich würde sicherlich keinen überstürzten Alleingang machen", sagte Lucke.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.06.2015

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