Aktionärsschützer warnen EZB vor Kurswechsel bei Bankenabwicklungen

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat die Europäische Zentralbank (EZB) eindringlich vor einer Kehrtwende bei der Behandlung von Gläubigern vorrangiger Bankanleihen gewarnt.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - "Eine zwangsweise Beteiligung vorrangiger Gläubiger ist rechtswidrig und kontraproduktiv", sagte SdK-Vorstandsmitglied Daniel Bauer "Handelsblatt-Online". "Gegen den Verstoß von geltendem Recht würden Investoren sich gerichtlich wehren, wie dies bereits im Fall von irischen Banken der Fall ist." Nach Bauers Einschätzung würde zudem eine zwangsweise Beteiligung der Gläubiger zum Beispiel in Form von Zwangsumschuldungsklauseln, wie diese im Fall der Zwangsumschuldung Griechenlands angewandt worden seien, das Vertrauen der Investoren in Bankanleihen "massiv erschüttern" und zu einem Zinsanstieg bei allen anderen Bankanleihen führen.

"Dies würde die Refinanzierung der Banken weiter verteuern und die Krise eher noch verschärfen." Ähnliches habe man nach der Zwangsumschuldung Griechenlands sehen können, gab der Aktionärsschützer zu bedenken. Damals hätten sich in der Folge vor allem angelsächsische Investoren aus den so genannten PIIGS-Staaten zurückgezogen, was zu einer Verschärfung der Schuldenkrise in Spanien und Italien geführt habe.

Bauer plädierte stattdessen für einen anderen Weg. "Vielmehr müssen für die Zukunft Instrumente geschaffen werden, die es erlauben, das Banken wieder pleitegehen dürfen", sagte er. "So müssen spezielle nachrangige Anleihen mit Verlustbeteiligungsmöglichkeit, eine höhere Eigenkapitalquote und die Option, Banken Zerschlagen zu dürfen, wenn diese zu groß sind, eingeführt werden."

Dies müsse aber "sorgfältig und auf Sicht von 10 bis 15 Jahren geschehen, um den Märkten und den Instituten die Zeit zur langsamen Anpassung zu geben". In Medienberichten hatte es zuvor geheißen, die EZB wolle bei der spanischen Bankenrettung auch privilegierte Gläubiger bluten lassen. EZB-Chef Mario Draghi soll demnach auf dem jüngsten Treffen der Euro-Finanzminister gefordert haben, auch private Anleihehalter mit vorrangigem Gläubigerstatus zum Forderungsverzicht zu zwingen, sollten Banken abgewickelt werden.

Das wäre eine Abkehr von der bisherigen Notenbankposition und ein riskantes Unterfangen, denn es würde vor allem die Investoren treffen, deren Vertrauen die Euro-Retter eigentlich zurückgewinnen wollen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.07.2012

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