Allgemeinmediziner: Millionen Patienten sterben durch falsche Behandlung

Der Heidelberger Allgemeinmediziner Gunter Frank wirft seinen Arztkollegen schlechtes Handwerk vor.

Heidelberg (dts Nachrichtenagentur) - "Millionen Menschen in Deutschland werden falsch behandelt und bezahlen das mit ihrem Leben", sagte Frank in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus". Seine Kritik richtet sich vor allem gegen die medizinischen Fachgesellschaften und deren Leitlinien. "Der GAU ist, dass Hochschulmediziner bei der Bewertung von wissenschaftlichen Studien ständig die Regeln brechen, um finanzielle Interessen der Hersteller, Karrierenetzwerke und längste veraltete Lehrmeinungen durchsetzen", so Frank, der seine Thesen in seinem neuen Buch "Schlechte Medizin" veröffentlichte.

Ärzte ließen sich viel zu oft zu Verkäufern unnötiger Therapien instrumentalisieren, die dem Patienten dann nicht nützen, sondern schaden. "Wir Ärzte lassen uns zu leicht manipulieren", räumte er ein. Ein bewährtes Verkaufsargument sei die Angst vor Krankheit, wie etwa Zecken, Schweinegrippe oder hohes Cholesterin.

Die Folge sei, dass vor allem ältere Patienten zu viele Medikamente schluckten und sie unnötigen Nebenwirkungen ausgesetzt seien. In Deutschland nehmen rund vier Millionen Menschen Cholesterinsenker ein. Ein Großteil hätte keinen Nutzen davon und riskiere im schlimmsten Fall Leberschäden oder Nierenversagen, so Frank.

Der Hausarzt will Patienten und Ärzte wachrütteln: "Medizin bedeutet nicht, viel hilft viel, sondern auch, eine Therapie einmal aus guten Gründen nicht zu machen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.04.2012

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