Alt-Bundespräsident Herzog fordert bundesweit vergleichbare Prüfungen von Hauptschule bis Abitur

Der frühere Bundespräsident Roman Herzog hat bundesweit vergleichbare Prüfungen von der Hauptschule bis zum Abitur und ein Zentralabitur für ganz Deutschland gefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Für mich ist es völlig unverständlich, warum wir keine bundesweit vergleichbaren Prüfungen haben", schrieb Herzog in einem Beitrag für das Magazin "Focus". Dafür sei aber keineswegs der Bund zuständig, "sondern die Bundesländer müssen sich auf gleich schwierige und damit gerechtere Reifeprüfungen einigen und diese verbindlich festlegen." Seine Forderung beschränkt der frühere Einser-Abiturient und Jurist allerdings nicht nur auf die Hochschulreife.

Sie gelte "für die Hauptschule, für die Mittlere Reife und das Abitur". Irgendwann müssten "auch die Abschlüsse innerhalb von Europa vergleichbar und die Prüfungen in den Mitgliedsländern gleich schwierig sein", so Herzog. Kritik äußerte der von 1994 bis 1999 amtierende Bundespräsident auch bezüglich der Lehrpläne an deutschen Schulen: "Am meisten regt mich auf, dass die Schüler viel zu viel Überflüssiges pauken müssen. Unsere Lehrpläne überfordern die Schüler komplett, genauso auch die Lehrer", kritisierte Herzog. Im Zeitalter des Computers müsse man sich "eben auch mal von etwas verabschieden". Seinen Unmut richtet er an die Kultuspolitiker: "Ich bin völlig unzufrieden damit, dass da zu wenig Verständigung stattfindet."

Der Lernstoff müsse relevant sein. "Und er muss auch sitzen, und nicht nach der Klassenarbeit wieder vergessen sein." Er wundere sich nicht, wenn man "den Eindruck erhalten muss: Die Schüler wissen heute weniger als früher".

Sorge äußerte Herzog auch über benachteiligte Kinder. "Wenn Kinder zuviel sinnlose Fernsehsendungen ansehen, dann ist es oft ein Zeichen dafür, dass sich die Eltern nicht gescheit kümmern." Deshalb plädiere er für Ganztagsschulen, die "Schüler nicht nur aufbewahren, sondern fordern und fördern". Was das Elternhaus nicht leisten könne, müsse die Schule leisten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.01.2011

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