Altbundespräsident Roman Herzog wollte lieber Professor als Politiker werden

Altbundespräsident Roman Herzog ist nach eigenen Angaben zufällig in die Politik geraten.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Dem "Zeit-Magazin" sagte er, er habe in den sechziger Jahren Aussichten auf einen Lehrstuhl in München gehabt und hätte diesen auch angetreten, wenn nicht ein älterer Kollege, der ihn protegiert habe, plötzlich gestorben wäre. "Hätte der länger gelebt und seine Absichten durchgesetzt, dann wäre ich heute emeritierter Professor der Universität München. Ich wäre nie in die Politik geraten", sagte Herzog.

Der 76-Jährige will seine Karriere nie geplant haben. Er habe immer nur abgewartet "wie ein Geißeltierchen. Es treibt im warmen Wasser, lässt die Fangarme spielen, und wenn was Interessantes vorbeikommt, schlägt es zu."

Herzog war von 1994 bis 1999 Bundespräsident, zuvor war er Minister in Baden-Württemberg, Richter am Bundesverfassungsgericht und dessen Präsident. Die Welt der Macht habe er distanziert erlebt, so Herzog. "Ich habe mich aus diesem Machtding relativ zielstrebig herausgehalten."

Den Umgang mit den Fallstricken des Machtkampfs habe er sich nicht durch Einmischung, sondern durch Beobachtung erworben: "Man lebt in diesen Ämtern entgegen den umlaufenden Gerüchten sehr von der Loyalität der anderen. Wenn Sie keine Freunde haben, stehen Sie irgendwann barfuß in der finsteren, regnerischen Nacht."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.01.2011

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