Altkanzler Schmidt sieht möglichen Griechenland-Bankrott nicht als Desaster

Eine vorübergehende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands hält der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt nicht für ein Desaster.

Hamburg (dts Nachrichtenagentur) - Für die Griechen und alle anderen Europäer wäre dies zwar "ein großes Unglück, aber kein existenziell gefährdendes Unglück", sagte Schmidt dem "Zeit-Magazin". Das gelte "sowohl für die wirtschaftlichen als auch die politischen Folgen eines solchen Bankrotts". Trotzdem sprach Schmidt sich für die Rettung Griechenlands durch die EU aus.

Bei einer Staatspleite würde das Vertrauen in die Gemeinschaft der 27 Mitglieder "weiter schwinden". Schmidt: "Dieser politische Preis wäre zu hoch. Deshalb müssen die Staaten der Europäischen Union Griechenland helfen", sagte Schmidt.

Er forderte Unternehmensinvestitionen in dem Mittelmeerland. In einem Vergleich zur "deutschen Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges", als die USA und Frankreich wirtschaftliche Hilfe leisteten, sagte Schmidt: "Im Verhältnis zur damaligen Lage Deutschlands und zur Hilfsbereitschaft dieser Länder, die wenige Jahre zuvor noch unsere Kriegsfeinde gewesen waren, ist das gegenwärtige griechische Problem ein minores - und der Teufel soll die europäischen Regierungschefs holen, wenn sie es nicht fertigbrächten, Griechenland zu retten!" Zur Angst vieler Deutscher um ihre Ersparnisse erklärte der frühere Bundeskanzler Schmidt: "Wenn es Deutsche gibt, die Angst haben, dann ist ihnen die Angst gemacht worden. Zum Beispiel durch dicke Überschriften im Spiegel oder in der Bild-Zeitung."

Die Angst vor einer Währungsreform halte er "für absolut dummes Zeug". Eine Weltrezession halte er zwar "für möglich", aber auch "für abwendbar". Auf die Frage, ob er seiner Bank vertraue, antwortete Schmidt: "Nur in Maßen. Aber ich vertraue dem Mann bei der Bank. Das ist ein wichtiger Unterschied!"

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.10.2011

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