Altkanzler Schröder bezeichnet Hartz IV als "Gewinn für die Gesellschaft"

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die vor zehn Jahren von ihm aus der Taufe gehobene Einführung von Hartz IV als "einen Gewinn für die Gesellschaft" bezeichnet.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In der "Bild-Zeitung" (Donnerstagausgabe) sagte Schröder, die Reform der Sozial- und Arbeitslosenhilfe habe sich "für unser Land gelohnt". "Wir haben zwei Millionen Arbeitslose weniger im Vergleich zu 2005, als die Reformen umgesetzt wurden", sagte Schröder in dem Interview. "Das ist ein Gewinn für die Gesellschaft, aber vor allem für die, die Arbeit gefunden haben und für ihre Familien."

Die Hartz-Reformen seien zwar "zu Beginn schmerzhaft" gewesen. "Aber wenn wir heute die Erfolge sehen, dann hat es sich für unser Land gelohnt." Schröder wies zudem Vorwürfe zurück, die Gesellschaft in Deutschland sei durch die Einführung von Hartz IV unsozialer geworden.

Es sei "nicht unsozial, wenn der Staat einfordert, dass jemand, der arbeiten kann und dem Arbeit angeboten wird, diese auch annimmt". Der Altkanzler weiter: "Solidarität ist keine Einbahnstraße. Wer arbeitet und Steuern zahlt, kann die Solidarität derer einfordern, die soziale Leistungen erhalten."

Es sei Schröder zufolge ein Grundproblem bei Reformen, dass sie wehtun. Bis sie wirken, dauere es Jahre. "Und wenn Sie sich als Politiker zwischendrin einer Wahl stellen müssen, dann kann man dafür abgestraft werden. Das habe ich erlebt. Aber als Kanzler gilt: Erst das Land, dann die Partei." Den "Erfinder" der Arbeitsmarktreform, den früheren VW-Personalvorstand Peter Hartz, lobte Schröder ausdrücklich. "Er hat mit seinen Reformvorschlägen einen großen Anteil daran, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland gesunken ist." Zu Forderungen, Hartz IV umzubenennen, sagte Schröder: "Ich fürchte, dafür ist es zu spät."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.08.2012

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