Amnesty International hält weltweite Abschaffung der Todesstrafe für möglich

Amnesty International hält die weltweite, vollständige Abschaffung der Todesstrafe für möglich.

London (dts Nachrichtenagentur) - Der internationale Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation, Salil Shetty, sagte in einem Interview mit "Bild am Sonntag" zum 50-jährigen Amnesty-Jubiläum: "Auch wenn in mehr als 50 Ländern der Welt weiter Menschen hingerichtet werden, so bin ich doch davon überzeugt, dass die vollständige Abschaffung der Todesstrafe erreicht werden kann. Amnesty wird für dieses Ziel weiter mit voller Kraft arbeiten." Shetty weiter: "In unserem langjährigen Kampf gegen die Todesstrafe sind die Erfolge unübersehbar. Als Amnesty 1961 die Arbeit aufnahm, hatten gerade einmal zehn Länder die Todesstrafe abgeschafft. Heute ist sie bereits in 139 Staaten abgeschafft, auch in vielen US-Bundesstaaten." Im Kampf gegen Folter und Inhaftierung sind nach Shettys Worten die Erfolge weniger eindeutig: "Hier haben vor allem die Medien und das Internet für mehr Öffentlichkeit und damit mehr Schutz gesorgt. Doch Folter und politische Inhaftierung sind noch immer weit verbreitet, in Ost und West, Nord und Süd." Insgesamt zog der Generalsekretär eine positive Bilanz der Arbeit von Amnesty in den vergangenen 50 Jahren für politische Gefangene. Nach Shettys Worten wurden von Amnesty in dieser Zeit mehr als 15 000 Gefangene betreut: "Insgesamt lässt sich sagen, dass wir bei weit mehr als einem Drittel der Fälle erfolgreich waren: Wir haben Freilassungen, Hafterleichterungen, Umwandlungen von Todesurteilen oder Anklagen gegen die für Menschenrechtsverletzungen Verantwortlichen erreicht."

Zwei Wochen vor der Veröffentlichung des Amnesty-Jahresberichts nannte Shetty die Länder, in denen Menschenrechtsverletzungen derzeit am schwerwiegendsten seien: "Ganz oben auf der Liste stehen die Länder China, Iran, Nordkorea, Myanmar (Birma). Zu denken geben uns aber auch Ereignisse im Westen. Es ist unbegreiflich, dass eine Demokratie wie die USA eine Haftanstalt wie Guantánamo unterhält, in der die Rechte der Häftlinge systematisch missachtet werden."

Wegen ihrer politischen Überzeugung sitzen weltweit in 48 Staaten Menschen im Gefängnis. "Nordkorea, China, Myanmar, Iran, Syrien, Simbabwe liegen hier seit Jahren vorn", sagte Shetty. Die Liste der Länder, in denen Folter und Misshandlungen an der Tagesordnung sind, umfasst nach Shettys Worten 98 Staaten, wie beispielsweise Afghanistan, Nigeria und Russland.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.05.2011

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