Anne Will kritisiert "monatelange Hängepartie" der ARD um Talkshow-Sendeplätze

Die Fernsehjournalistin und Polit-Talkerin Anne Will hat die "monatelange Hängepartie" der ARD um die Vergabe der Talkshow-Plätze beklagt.

Hamburg (dts Nachrichtenagentur) - "Das war unschön. Das kann man besser machen", sagte sie dem Magazin "Der Spiegel". "Nach der Ankündigung im Juni blieb es ja quasi dem Kampfeswillen der Moderatoren überlassen, sich möglichst gut im Rennen zu halten", kritisierte Will.

Diese Zeit sei "für alle Beteiligten, auch für die ARD, nun wirklich nicht positiv" gewesen. "Es wäre hilfreich gewesen, wenn die ARD zeitgleich mit der Verkündung von Jauchs Verpflichtung ein fertiges Konzept für den Rest der Woche gehabt hätte." Will kritisierte die Art, wie die ARD mit ihr umgegangen ist.

"Wenn ein Auftraggeber sagt, ich vergebe den Auftrag neu, kann ich in der Sache überhaupt nichts dagegen sagen. An der Form freilich habe ich mich gerieben", so Will. "Das hätte durchaus eleganter laufen können."

Die Entscheidung der ARD, ihren Sendeplatz am Sonntagabend mit Günther Jauch neu zu besetzen, habe sie nicht eher erfahren als die Öffentlichkeit. Sie war gerade in den USA. "Der NDR-Intendant Lutz Marmor hat versucht, mich zu erreichen. Da war es wegen der Zeitverschiebung allerdings nachtschlafende Zeit, und mein Handy war ausgeschaltet. Als ich es wieder anmachte, lief die Meldung schon überall." Marmor habe sich entschuldigt, die Entschuldigung habe sie angenommen. Über die ersten Sendungen "Anne Will" äußert sich die Moderatorin selbstkritisch: "Vielleicht bin ich da am Anfang ein bisschen überehrgeizig rangegangen. Irgendwann habe ich aber verstanden, dass eine Talkshow so nicht funktioniert. Dass am Ende ein Ergebnis stehen muss, ist vielleicht für ein Proseminar der richtige Ansatz, aber nicht für eine Talkshow." Ihrem Nachfolger Jauch empfiehlt sie: "Jeder, der das macht, ist gut beraten, im Vorfeld nicht allzu große Erwartungen aufzubauen. Denn die bringt der Sonntagabend ganz von allein mit sich." Jeder, der eine solche Sendung mache, arbeite "mit den üblichen Methoden". Er stelle Fragen, und die anderen antworteten. Er baue eine gute Runde, und es gebe vielleicht Filme, die die Diskussion anheizen. "Viel mehr ist nicht drin", so Will.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.12.2010

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