Antisemitismus-Forscher kritisiert Verharmlosung von Richard Wagner

Der Antisemitismus-Forscher Matthias Küntzel hat eine zunehmende Verharmlosung des Komponisten Richard Wagner beklagt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Im Wagner-Jahr 2013 ist die intellektuelle Rezeption seiner Werke durch das Konzept Droge ersetzt", schreibt Küntzel in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag". "Zur Zeit wird die Frage, wie die Judenfeindschaft des Komponisten die Musik und die Figuren seiner Opern prägt, nicht einmal gestellt." Wagner-kritische Wissenschaftler kämen derzeit in den Medien und bei wissenschaftlichen Konferenzen kaum vor, schreibt Küntzel.

Statt Wagners unheilvollen Einfluss auf die deutsche Geschichte ernst zu nehmen, werde der Komponist immer häufiger zum Vorkämpfer für Freiheit und Menschenrechte stilisiert. "Die meisten Wagner-Verehrer ignorieren seinen Judenhass, weil sie ihr Bild vom Genie nicht beschmutzen und ihr heiliges Wagner Unser nicht infrage stellen wollen." Matthias Küntzel gilt als einer der renommiertesten deutschen Antisemitismus-Forscher.

Er hat mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht. 2011 wurde er von der Anti Defamation League mit dem Ehrlich-Schwerin-Menschenrechtspreis ausgezeichnet. In seinem Essay erinnert Küntzel weiter an den prägenden Einfluss Wagners auf den Antisemitismus in Deutschland bis hin zum Nationalsozialismus.

"In Wirklichkeit - daran lässt die Antisemitismusforschung keinen Zweifel - bildeten die Schriften Richard Wagners das Scharnier, dass die christliche Judenfeindschaft der Vergangenheit mit dem rassistischen Antisemitismus der Zukunft verband."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.04.2013

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