Arbeitgeberpräsident Hundt sieht Ältere als willkommene Arbeitskräfte

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels entdecken die deutschen Unternehmen die Älteren als willkommene Arbeitskräfte - auch über das gesetzliche Rentenalter von derzeit 65 Jahren hinaus.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ältere Arbeitnehmer sind stark gefragt", sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt der in Berlin erscheinenden "Welt am Sonntag" (ET 11. März). "Sie werden in den Betrieben aufgrund des steigenden Fachkräftebedarfs gebraucht und sind heute meist fit genug, um länger am Erwerbsleben teilzunehmen." Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der "Welt am Sonntag": "Deutschland wird zur Gesellschaft des langen Lebens und Arbeitens. Wir leben 15 Jahre länger als noch zu Adenauers Zeiten." Arbeit müsse auch für Menschen über Sechzig der Normalfall werden. "Auf dem langen Weg zur Rente mit 67 brauchen wir aber auch mehr Flexibilität für die letzten Berufsjahre".

Ministerin von der Leyen plant eine Kombirente, mit der Frührentner Teilzeitarbeit und Rente besser kombinieren können. "Immer mehr Menschen wollen und können länger arbeiten, wünschen sich aber für die letzten Berufsjahre einen anderen Rhythmus aus Beruf und Freizeit", ist die Ministerin überzeugt. Der "abrupte Ausstieg von heute auf morgen aus dem Job" werde zum Auslaufmodell.

Dem Koalitionspartner FDP gehen diese Pläne noch nicht weit genug. "Die Hinzuverdienstgrenzen sollten vollständig abgeschafft werden", fordert FDP-Vizefraktionschef Heinrich Kolb. Auch die starre Altersgrenze sei nicht mehr zeitgemäß.

"Aus demografischen Gründen brauchen wir die Älteren länger am Arbeitsmarkt", stellt Kolb fest. Die Unternehmen hätten ein großes Interesse an diesem noch viel zu wenig ausgeschöpften Potenzial. "Und viele Menschen wollen und können länger arbeiten." Insbesondere bei gut ausgebildeten Menschen wachse das Interesse, nach Erreichen der Altersgrenze zu arbeiten, sagt der Wirtschaftspsychologe Jürgen Deller von der Leuphana Universität Lüneburg. In einer Online-Umfrage unter Beschäftigten im Alter zwischen 49 und 66 Jahren gab fast jeder Zweite an, als Rentner noch erwerbstätig sein zu wollen. Allerdings präferierten die meisten dabei flexible Arbeitsformen und wollten keinen 40-Stunden-Job. Nach dem Mikrozensus arbeiten bereits heute rund 12 Prozent der 65- bis 74jährigen Akademiker. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt betont, gerade für ältere Ingenieure und Naturwissenschaftler gebe es sehr gute Beschäftigungsperspektiven. Bei 65- bis 69-jährigen MINT-Akademikern sei noch mehr als jeder Siebte als Selbstständiger oder auf Vertragsbasis erwerbstätig. Schwerpunkt der "Alten-Arbeit" ist aber der Minijob: Die Minijobzentrale zählte Ende 2011 mehr als 750.000 Ältere über 65 Jahren mit einer geringfügigen Beschäftigung.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.03.2012

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