Arbeitsagentur: Pflege-Fachkräfteoffensive geht nicht weit genug

Der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht die von der Bundesregierung geplanten Initiative gegen den Fachkräftemangel in der Pflege nicht weit genug.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Finanzierung des dritten Jahres ist nur ein Teil der Lösung", sagte Vorstandsmitglied Raimund Becker der "Welt" (Freitagsausgabe). "Wir haben heute schon einen gravierenden Mangel an examinierten Altenpflegern. Der Bedarf ist groß: Die Zahl der Stellenangebote hat sich von 2007 bis jetzt um 216 Prozent gesteigert. Auf jedes dieser Stellenangebote kommen rechnerisch nur 0,3 arbeitslose Altenpflegefachkräfte. Wir brauchen also unbedingt umfassende Maßnahmen gegen diesen Mangel", fügte Becker hinzu. Derzeit dauert es in der Altenpflege im Schnitt 115 Tage, um eine offene Stelle zu besetzen.

Die Regierung möchte die BA von 2013 bis 2015 wieder dazu ermächtigen, die vollen drei Jahre zu finanzieren, die ein Arbeitsloser für eine Umschulung zum Alten- oder Krankenpfleger benötigt. Von 2009 bis 2010 hatte die BA bereits im Rahmen des Konjunkturpaketes das dritte Ausbildungsjahr finanziert. Danach sollten eigentlich die Länder diese Kosten schultern, doch die meisten haben einen Rückzieher gemacht.

In Folge bewerben sich immer weniger Arbeitslose für eine solche Ausbildung. Die BA könne sich die Finanzierung des dritten Jahres leisten, heißt es in der Behörde. Doch weitere Maßnahmen seien nötig, um die Zahl der Pflegekräfte maßgeblich zu erhöhen.

"Wir hätten in den letzten Jahren mehr Menschen umschulen können, wenn die Rahmenbedingungen gestimmt hätten. Dazu gehört, dass genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden, vor allem aber, dass für Pflegehilfskräfte die Möglichkeit eingeräumt wird, die Ausbildung zu verkürzen", sagte Becker. Er fordert für Arbeitslose mit fachlichen Vorkenntnissen die Möglichkeit schon nach zweijähriger Ausbildungszeit ihre Qualifikation in der Tasche haben. "Hier schlummert ein großes Potenzial, dass wir bisher nicht richtig ausschöpfen konnten", so Becker. Das hätte auch den Vorteil, so der BA-Vorstand, dass examinierte Fachkräfte schneller auf den Markt kämen, denn die Zeit dränge.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.08.2012

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