Arbeitsmarktforscher kritisiert Gabriels Teilzeit-Vorstoß

Der Direktor des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus F. Zimmermann, hat die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), auch als stellvertretender Regierungschef einen Nachmittag für seine Tochter freihalten zu wollen, kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Zugleich wandte sich Zimmermann gegen Pläne der Großen Koalition, Arbeitnehmern für die Kindererziehung einen Rechtsanspruch auf befristete Teilzeitarbeit mit einem Rückkehrrecht zur früheren Arbeitszeit zu gewähren. "Es hilft Kindern kaum, wenn sie einmal während der Arbeitswoche von Papa betreut werden. Eine ordentliche professionelle Kinderbetreuung hilft Kindern generell mehr und schafft Arbeitsplätze", sagte der IZA-Chef "Handelsblatt-Online".

Insbesondere für mittelständische Betriebe, die immerhin mehr als 70 Prozent aller Jobs in Deutschland bereitstellen, seien die Vorschläge der Koalition kaum praktikabel. Das sieht der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, genauso. "Ein Rückkehrrecht in Vollzeit bei erziehungsbedingter Teilzeit ist gerade für kleinere und mittlere Unternehmen nur darstellbar, wenn es ein entsprechendes Befristungsrecht für die Karenzvertretung gibt", sagte Hüther "Handelsblatt-Online".

Er warnte zugleich vor einer Kindergelddifferenzierung in Abhängigkeit von der Arbeitszeitreduktion der Eltern. Das entspreche dem Betreuungsgeld, das die SPD eigentlich abschaffen wolle, sagte er. "Zudem ist das Kindergeld ein Instrument der Grundsicherung für Kinder, da macht eine beliebige Differenzierung keinen Sinn."

IZA-Chef Zimmermann plädierte für mehr berufliche Flexibilität und mehr Familienfreundlichkeit, aber auf freiwilliger Basis. "Der bessere Weg ist aus meiner Sicht, Firmen zu bewegen, mehr in die Betreuung der Kleinkinder von Betriebsangehörigen zu investieren - sei es als Zuschuss zum Kita-Besuch, sei es durch eigene Krippenplätze", schlug er vor. Diese "Ausbaustrategie" sollte Priorität haben.

"Und in einer Zeit wachsender Verknappung von Fachkräften sollten wir alles tun, deren Potenziale zu Hundert Prozent auszuschöpfen", fügte Zimmermann hinzu. Schon heute habe Deutschland eine "zu hohe Teilzeitquote". Die Politik sei daher "gut beraten, hier nicht noch zusätzliche Anreize zu schaffen".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.01.2014

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