Autor Klaus-Peter Wolf: Habe Babynahrung und Windeln geklaut

Klaus-Peter Wolf, Autor der Ostfriesenkrimis, macht kein Geheimnis daraus, dass er einst aus Geldmangel Windeln und Babynahrung geklaut hat: "Ich weiß, wie sich einer fühlt, wenn es klingelt, und es soll gepfändet werden. Ich habe zu dieser Zeit schon Serien für den `Stern` geschrieben, aber ich hatte kein Konto, auf das man mir das Honorar hätte überweisen können. Diese Zeiten haben mich bei der Erzählung meiner Figuren geprägt und dafür gesorgt, dass ich weder abhebe noch den Respekt vor Leuten verliere, die am Boden sind", sagte Wolf in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Mit seinen Krimis wolle er "Gesellschaft genau beschreiben".

"Ich möchte wissen, wann eine Stelle erreicht ist, an der jemand kriminell wird. Der Weg interessiert mich. Im Kindergarten wollen die ja noch Tierarzt werden, und 15 Jahre später begehen sie ein schlimmes Verbrechen", fügte der 62-jährige Bestseller-Autor hinzu.

Seine Krimi-Charaktere entlehnt Wolf oft dem wahren Leben. Menschen wie seinen ruppigen Hauptkommissar Rupert zum Beispiel gebe es überall. "Der hat jede Versicherung. Und alle Leute sagen, ich kenne den." Ann-Kathrin Klaasen, Ermittlerin der Ostfriesen-Krimis, kommt wie der Autor selbst aus dem Ruhrgebiet und wohnt in derselben Straße wie er im ostfriesischen Norden. Dass deshalb regelmäßig Fans vor seiner Tür stehen, stört Wolf nicht.

"Natürlich kommen die in den Distelkamp, manche klingeln auch. Sie wollen halt ihren Autor mal sehen. Das wird nicht lästig. Ich wollte immer Volksschriftsteller sein." Beim Schreiben der Krimis holt sich Wolf Rat bei der Polizei. "Ich versuche, Polizisten zu verstehen. Sie kommen bei mir nicht als doofe Bullen vor." An seiner ostfriesischen Wahlheimat liebt der gebürtige Gelsenkirchener eine gewisse Gelassenheit. "Wenn man aufs Meer schaut, relativiert das manches." Die Lebensphilosophie in Ostfriesland lasse sich in dem Spruch gut fassen: "Hauptsache, der Deich hält." Vor diesem Problem werde alles andere klein, sagte Wolf. Irgendwie sei von Ostfriesland aus betrachtet "auch alles weit weg. Die Landeshauptstadt und Berlin, das findet hier nicht so direkt statt." Seine Krimis schreibt Wolf mit dem Füller. "Das ist für mich ein Privileg. Wenn ich in eine andere Figur gehe, nehme ich manchmal andere Tinte oder einen anderen Füller. Wie Kinder, die spielen, bin ich dann sehr glücklich." Um Spannung zu erzeugen, setze er seine Krimi-Figuren unter größtmöglichen Druck. Und das beginne im jetzt erschienenen Krimi "Ostfriesenschwur" eben mit einem Kopf auf dem Frühstückstisch des pensionierten Polizeichefs, der so mit den Fehlern der Vergangenheit konfrontiert werde.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.02.2016

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