Autoren der Studie zur Integration empören sich über Friedrichs Interpretation der Ergebnisse

Unter den Autoren der Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" herrscht Entsetzen über die Interpretation durch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es ist schrecklich. Die Darstellung der Studie in der Öffentlichkeit bedeutet eine völlige Verfälschung der Ergebnisse", sagte der Bremer Sozialwissenschaftler Klaus Boehnke, der die über 700 Seiten starke Expertise im Auftrag des Bundesinnenministeriums mitverfasst hat, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Mitarbeiter der beteiligten Institute seien niedergeschlagen und hätten schlaflose Nächte hinter sich, so Boehnke: "Die interviewten Muslime hatten ihnen ihr Vertrauen geschenkt und sich ausdrücklich gefreut, endlich selbst zum Stand ihrer Integration gefragt zu werden."

Zu den zentralen Ergebnissen gehört, dass 78 Prozent der deutschen Muslime Integration befürworten. Innenminister Friedrich konzentrierte sich in der "Bild"-Zeitung auf die integrationsunwillige Minderheit. Er sagte, dass Deutschland den "Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten" nicht akzeptiere.

Das Blatt sprach auf seiner Internet-Seite von einer "Schock-Studie". Deren Co-Autor Boehnke kommt zu einem anderen Fazit: "Die Integration von Muslimen ist auf einem guten Weg. Offenbar hat keiner von denen, die sich öffentlich geäußert haben, einen Blick in die Studie geworfen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 04.03.2012

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