Autorin Mirjam Pressler war schon als Kind in Bücher vernarrt

Die renommierte Kinder- und Jugendbuch-Autorin und Übersetzerin Mirjam Pressler war schon in ihrer frühen Kindheit so in Bücher vernarrt, dass sie sogar beim Holzhacken las: "Es gab einen Sägebock zum Holzhacken und einen Klotz, auf dem ich das Holz mit dem Beil klein hackte. Meine Bücher hatte ich auf den Sägebock gestellt - so konnte ich beim Hacken lesen", sagte die Autorin der "Welt am Sonntag". Verletzt habe sie sich dabei nie. Pressler, die am 18. Juni 75 Jahre alt wird, war während des Zweiten Weltkriegs in Darmstadt als Kind einer deutschen Jüdin geboren worden, wuchs dann in einer Pflegefamilie und später im Kinderheim auf.

"Ich war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, als mir meine Pflegemutter sagte: `Du bist jüdisch.` Das war ein, zwei Jahre nach dem Ende des Krieges. Zu jener Zeit war `Jude sein` noch sehr stark mit Scham besetzt. Ich wusste nicht viel darüber, ich wusste nur: Jude sein - das ist nichts Gutes. Das ist etwas, für das man sich schämen musste", sagte sie der "Welt am Sonntag". "Ich habe dann später vieles, was in meinem Leben schief gelaufen ist, zunächst einmal darauf zurückgeführt." Das Schreiben habe ihr später geholfen, ihre jüdische Identität anzunehmen.

"Obwohl ich mich lange geweigert habe, über jüdische Themen überhaupt zu schreiben. Ich wollte das nicht. Ich wollte als Autorin Erfolg haben, nicht als Jüdin", sagte sie der "Welt am Sonntag".

"Ich bin eigentlich erst über meine langjährige Arbeit an den Anne-Frank-Tagebüchern dazu gekommen. Inzwischen ist die jüdische Identität Teil meines Lebens. Sie hat mich selbst freier gemacht."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 31.05.2015

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