BA-Chef: Höhere Attraktivität der neuen Länder stellt Westdeutschland vor Problem

Weil immer weniger Arbeitskräfte in Deutschland von Ost nach West abwandern, sieht Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, die alten Bundesländer vor großen Problemen.

Nürnberg (dts Nachrichtenagentur) - "Die Westdeutschen müssen sich etwas einfallen lassen", sagte Weise in der Wochenzeitung "Die Zeit". Es kämen weniger Ostdeutsche in die alten Länder zum Arbeiten, und es gingen viele in ihre Heimat zurück. "Bayern vermisst schon heute schmerzlich junge Auszubildende aus Thüringen", so der Behördenchef.

"Mir missfällt es, wenn Ostdeutschland immer noch als Problemfall behandelt wird", sagte Weise. "Ich sehe dort sehr viel Potenzial. Und wer Probleme sucht, wird zum Beispiel auch im Saarland oder in Rheinland-Pfalz genügend finden."

Nun, da der Strom von Arbeitskräften aus Ostdeutschland nachgelassen habe, müssten Firmen im Westen zum Beispiel um Menschen aus Polen, Tschechien, Italien, Spanien oder Griechenland werben. Weise lobte bei den Ostdeutschen ihre Bereitschaft, "für eine gute Qualifikation jahrelang zu pendeln und flexibel zu sein (...). In dieser Hinsicht sind sie vorbildlich."

Auch die Einstellung, Frauen zu fördern und sie in Führungspositionen zu bringen, sei in den neuen Ländern weiter entwickelt als im Westen. Er selbst habe sich nach 1989 gewünscht, dass man das System der Berufsorientierung aus der DDR in ganz Deutschland übernommen hätte. "Es war gut, dass die Schülerinnen und Schüler bereits ab der 7. Klasse durch den `Unterrichtstag in der Produktion` die Arbeitswelt kennengelernt haben", sagte Weise.

Frank-Jürgen Weise, der seit 2004 die Nürnberger Bundesagentur führt, wurde 1951 in Radebeul bei Dresden geboren. Als Achtjähriger siedelte er mit seiner Familie nach Westdeutschland über.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.07.2012

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