BDI-Chef Grillo kritisiert Management der Energiewende

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) übt scharfe Kritik an der Umsetzung der Energiewende in Deutschland.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Bei der Energiewende muss einiges anders laufen. Das Management ist nach wie vor nicht so, wie es sein sollte und sein könnte", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo der "Welt am Sonntag" (E-Tag: 31. März). Es gebe zu viele Köche, die im Brei herumrühren.

"Letztlich gibt es doch 17 Energiewenden: eine auf Bundesebene und 16 in den jeweiligen Bundesländern. So kann das nicht funktionieren." Grillo fordert stabile Rahmenbedingungen durch eine einheitliche Projektleitung.

"Es tut weh, dass die Politik Investoren verunsichert", kritisierte der BDI-Chef. Damit Investitionen getätigt werden, brauche man nicht nur intelligente Technik, sondern auch intelligente Rahmenbedingungen. Derzeit aber würden Entscheidungen nur verzögert und verschleppt.

"Dadurch bleiben zu viele Fragen offen - etwa die der Bezahlbarkeit und der Kosteneffizienz." Dabei sei eine Energiewende aus einem Guss eine große Chance für die deutsche Industrie. "Immerhin werden dadurch nach Berechnungen des BDI bis 2030 Investitionen in der Größenordnung von 350 Milliarden Euro angeschoben, sei es für die Erzeugung der Energie oder für die notwendigen Netze und Speicher. Das sind 200 Milliarden Euro mehr als ohne Energiewende", sagte Grillo. Darüber hinaus warnte Grillo vor neuen Belastungen für energieintensive Unternehmen. Die Politik hatte zuletzt angekündigt, die Entlastung für Unternehmen aus diesen Branchen zu überprüfen. "Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Die energieintensive Industrie ist an der Grenze der Belastbarkeit angekommen. Ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit ist höchst gefährdet", sagte Grillo der "Welt am Sonntag". Die Kosten für Industriestrom seien in Deutschland die zweithöchsten in Europa. "Da überlegt ein Unternehmer zweimal, wo er investiert." Grillo hält es für unwahrscheinlich, dass in Deutschland nochmal ein neues Stahlwerk gebaut wird, eine große Chemiefabrik oder ein Werk für Karbonfasern. "Wer die freie Wahl hat, wird leider häufiger woanders hingehen." Diese Abwanderungen seien am Ende teuer für den Bürger. "Wenn die Politik Industriebetriebe über Gebühr belastet, vertreibt sie einen der größten Finanziers der Energiewende", sagte Grillo. "Wandert ein Unternehmen ab, muss dessen Beitrag von jemand anderem aufgefangen werden. Am Ende werden das die privaten Haushalte sein."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 31.03.2013

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