BKA: Hohe Terrorgefahr durch fanatisierte Einzeltäter

Das Bundeskriminalamt (BKA) sieht Deutschland einer "verstärkt hohen Gefährdung" durch den islamistischen Terrorismus ausgesetzt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf einen vertraulichen Lagebericht des BKA vom 16. Mai. Der Tod des Terrorchefs Osama bin Laden "könnte emotionalisierten Einzeltätern und Kleingruppen auch in Deutschland Anlass bieten, Anschläge zu begehen", zitiert "Focus" aus dem Papier. Es sei zu befürchten, "dass al-Kaida nunmehr verstärkt die Planung, Vorbereitung und Durchführung eines Anschlags in der westlichen Welt vorantreibt".

Möglicherweise wolle die Organisation, die ihre "zentrale Integrations- und Leitfigur verloren hat", beweisen, dass sie "auch ohne bin Laden in der Lage ist, Anschläge durchzuführen", so das BKA. Der Angriff auf US-Soldaten in Frankfurt am Main Anfang März zeigte laut BKA, dass Islamisten "ohne Organisationsanbindung oder bekannte Bezüge zu dschihadistischen Kreisen mobilisiert, emotionalisiert und radikalisiert werden können". Selbstradikalisierungen stellten "einen unkalkulierbaren Gefährdungsfaktor" dar. Die pakistanische Polizei nahm bereits vor mehreren Wochen den deutschen Konvertiten Michael W. fest.

"Focus" zufolge setzt sich das Auswärtige Amt derzeit für seine Freilassung ein. W. hatte sich im vergangenen Jahr aus der Bonner Islamistenszene an den Hindukusch abgesetzt, um dort in ein Terrorlager zu gehen. Nach "Focus"-Recherchen hat Pakistan bereits signalisiert, dass der Deutsche demnächst in seine Heimat ausgeflogen werden kann.

In Bonn stand W. in Kontakt zu dem 2010 in Afghanistan ums Leben gekommenen Al-Kaida-Sprecher Bekkay Harrach und anderen als Gefährder eingestuften Islamisten. Ob gegen W. ein Ermittlungsverfahren läuft, wollte die Bundesanwaltschaft nicht mitteilen. Ein Sprecher wies laut "Focus" aber darauf hin, dass kein Haftbefehl gegen ihn vorliege.

Wenn W. wieder in Deutschland ist, wird er sich frei bewegen dürfen - unter Beobachtung der Verfassungsschutzbehörden. Wie "Focus" weiter berichtet, haben Polizisten der deutschen Eliteeinheit GSG9 in den USA vor wenigen Tagen ein Anti-Terror-Training mit den Navy Seals absolviert. Die US-Spezialeinheit hatte Anfang Mai bin Laden in Pakistan aufgestöbert und getötet. Laut "Focus" übten mehrere GSG-9-Polizisten des maritimen Kommandos zusammen mit ihren US-Kollegen an der Küste Virginias Blitzzugriffe, Geiselbefreiungen und die Erstürmung von Schiffen. Die Kooperation war bereits Anfang des Jahres vereinbart worden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.05.2011

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