Bahn-Betriebsrat will Verkauf von Arriva an italienische Staatsbahn verhindern

Der Konzernbetriebsrat der Bahn-Tochter Arriva Deutschland will nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe) einen Verkauf an die italienische Staatsbahn Trenitalia mit allen Mitteln verhindern.

Viechtach (dts Nachrichtenagentur) - "Wir haben heute einstimmig beschlossen, dass die Arriva Deutschland GmbH nicht Teil der Trenitalia werden soll. Wir geben, was unsere Übernahme angeht, dem Verkehrsunternehmen Veolia Verkehr den Vorzug", sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hans-Jürgen Hauschild, der "Welt". Trenitalia habe in Deutschland keine Erfahrung im Geschäft mit dem Personenverkehr und sei insgesamt im Busverkehr nicht stark genug aufgestellt, begründet der Betriebsrat sein Votum.

Darüber hinaus befürchten die Arbeitnehmervertreter, dass das Unternehmen nach einer Übernahme durch die Italiener stark unter Renditedruck gerät. "Trenitalia bietet gemeinsam mit dem luxemburgischen Infrastrukturfonds Cube. Und der Fonds wird eine ordentliche Marge sehen wollen", so Hausschild.

Der französische Veolia-Konzern kämpft allerdings im Bündnis mit dem Fonds Antin, hinter dem die Bank BNP Paribas steht, um Arriva Deutschland. Die Deutsche Bahn hatte jüngst den britischen Verkehrskonzern Arriva gekauft und muss nun als Auflage der EU-Kartellwächter das Deutschland-Geschäft des Unternehmens komplett abstoßen. Am vergangenen Montag endete die letzte Angebotsfrist.

Nach Informationen der "Welt" waren nur Trenitalia und Veolia als Bieter übrig geblieben. Der Treuhänder, der Arriva Deutschland bis zu einem Verkauf verwaltet, hatte zuletzt von vier verbliebenen Bietern gesprochen. Aber die Deutschland-Tochter der französischen Staatsbahn SNCF, Keolis, war zuvor ausgestiegen, das Verkehrsunternehmen Abellio offenbar ebenfalls.

Die Deutsche Bahn will Arriva nach eigenem Bekunden an den Meistbietenden veräußern, doch dem Vernehmen nach liegen die Angebote der Italiener und von Veolia nicht weit auseinander und jeweils in der Größenordnung von rund 370 Millionen Euro. Beobachter erwarten, dass die Bahn eher zu einem Verkauf an Trenitalia neigt, denn die Italiener sind auf dem deutschen Markt bislang nicht vertreten und damit kein ernstzunehmender Mitbewerber. Veolia ist dagegen seit Jahren ein scharfer Konkurrent der DB AG im Regionalverkehr. Faktisch kann der Betriebsrat nicht über den Verkauf von Arriva Deutschland mitbestimmen. Die Arbeitnehmervertreter haben sich allerdings die Unterstützung des Betriebsrates der Deutschen Bahn AG und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gesichert. Diese sind im Aufsichtsrat des DB-Konzerns vertreten und verfügen dort über erheblichen Einfluss. Das Kontrollgremium soll am kommenden Mittwoch über den Arriva-Verkauf entscheiden. "Man hat uns versichert, dass unsere Entscheidung ernst genommen wird und dass man im Aufsichtsrat unsere Interessen vertreten wird", sagte Hauschild nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden der EVG, Alexander Kirchner.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.12.2010

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