Bahn-Tochter Schenker will im Luft- und Seefrachtgeschäft stärker wachsen

Nach hohen Rückgängen im Krisenjahr 2009 hat die Bahn-Tochter Schenker Logistics die Luftfrachtmengen im vergangenen Jahr um 26 Prozent auf 1,3 Millionen Tonnen gesteigert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Im Durchschnitt ist der Markt für Luftfracht 2010 um 20 Prozent gewachsen. Im Luftfrachtgeschäft hat Schenker ambitionierte Pläne. So soll die Frachtmenge in den kommenden fünf Jahren um rund die Hälfte zunehmen.

Solch ein Plus wäre doppelt so groß wie das erwartete Marktwachstum. Schenker-Chef Thomas Lieb erwartet, dass sich die Luftfrachtbranche weiter auf große Unternehmen konzentrieren wird. Entfielen im Jahr 2005 noch 20 Prozent des Marktes auf die Top Vier der Branche, so waren es im Jahr 2009 schon 28 Prozent.

Neuere Zahlen liegen nicht vor. "Dieser Trend wird sich ganz klar fortsetzen - nicht nur in der Luftfracht", sagte Schenker-Chef Lieb der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). Noch stärker als die Luftfracht soll in dem Konzern in den nächsten Jahren der Schiffstransport zulegen.

Im Jahr 2010 hat Schenker die Transportmenge um 16 Prozent auf gut 1,6 Millionen Standardcontainer (TEU) gesteigert. Während Marktstudien von einem jährlichen Wachstum von rund sechs Prozent für die kommenden Jahre ausgehen, strebt die Bahn-Tochter zweistellige Prozentraten an. Hinter Kühne + Nagel und der Post-Tochter DHL ist Schenker weltweit die Nummer Drei in dem Geschäft.

Anders als der Unternehmer Klaus-Michael Kühne jedoch will sich Schenker nicht an der zum Verkauf stehenden Hapag-Lloyd beteiligen. "Wir sind einer der größten Kunden der Reederei. Ich sehe keinen zusätzlichen Nutzen, wenn wir uns an Hapag-Lloyd beteiligten", sagte Manager Lieb. Großaktionär TUI will seine Anteile an der Containerreederei abgeben und plant dafür einen Börsengang noch vor Ostern. Neben anderen Bereichen ist Konzernchef Lieb auch für die USA verantwortlich. Doch hier musste Schenker zuletzt bei der zugekauften Firma BAX Global harte Veränderungen vornehmen. So wurde die Firmenzentrale in Irvine in Kalifornien aufgelöst, was rund 200 Mitarbeiter den Job kostete. Probleme gibt es vor allem mit dem Inlandsgeschäft in Nordamerika. "Das ist für uns eher ein Nischengeschäft und komplementär zu unseren internationalen Aktivitäten. Insgesamt ist unser Luftfrachtgeschäft in den USA profitabel", reagierte Manager Lieb auf Branchengerüchte über einen Verlust im US-Geschäft. Wichtiger als das Inland seien die internationalen Aufträge aus dem US-Markt heraus oder in diesen Markt hinein. Da sei BAX Global für Schenker ein Zugewinn. "Ohne den Kauf von BAX Global 2006 wäre Schenker Logistics heute nicht die Nummer zwei der globalen Luftfracht, sondern würde irgendwo unter den Top Ten rangieren", sagte der Schenker-Chef. Vor vier Jahren kaufte die Bahn das Unternehmen für rund eine Milliarde Euro. Schenker beschäftigt in den USA etwa 7.000 Mitarbeiter. Schenker gilt in der Logistikbranche wie auch an den Finanzmärkten seit Jahren als ein attraktiver Kandidat für einen Börsengang. Und nachdem der Börsengang der Bahn im vergangenen Jahr abgesagt wurde, kommen nun erneut Spekulationen um einen "Alleingang" von Schenker an die Börse auf. "Das ist für uns kein Thema. Ich freue mich darüber, einen stabilen und verlässlichen Eigentümer zu haben", sagte Schenker-Chef Lieb. Seit einigen Jahren schon sei die Bereitschaft des Mutterkonzerns, bei Schenker zu investieren, in ausreichendem Umfang vorhanden. So habe die Bahn den Kauf von BAX Global in den USA ebenso bewilligt wie große Zukäufe in Frankreich, Spanien oder Rumänien. Die von der EU-Kartellbehörde kürzlich aufgedeckten Preisabsprachen von sechs großen Luftfrachtgesellschaften könnten neben dem verhängten Millionenbußgeld noch andere Folgen haben. Denn sollten die Gerichte die Kartellamtsbeschlüsse bestätigen, will der Luftfrachtspediteur Schenker Schadenersatzforderungen gegen die Fluggesellschaften geltend machen. "Wir warten ab, was die Einsprüche der Airlines beim EUGH bringen. Aber wenn das geklärt ist, werden wir unsere Schadenersatzansprüche sowie die unserer Kunden durchsetzen", sagte Schenker-Chef Lieb.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.02.2011

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