Bahnchef Grube kündigt Stellenabbau an

Die Deutsche Bahn (DB AG) wird zum ersten Mal seit vielen Jahren Stellen abbauen: "Wir stellen derzeit das Geschäftsmodell des Schienengüterverkehrs explizit auf den Prüfstand. Das Geschäftsmodell muss insgesamt hinterfragt werden", sagte Bahnchef Rüdiger Grube der "Welt am Sonntag" (18. Oktober). "Vorerst geht es um bessere Kundenangebote, bessere Qualität und die Frage, wie wir die Verfügbarkeit bei den Zügen und der Infrastruktur steigern können. Natürlich geht es darum, die wirtschaftliche Stabilität und die Zukunftsfähigkeit des Konzerns abzusichern. Es wird auch so sein, dass im Zuge der Umstrukturierung Arbeitsplätze verloren gehen." Konkrete Zahlen nannte er nicht. Grube räumte ein, dass die Schienengütertochter DB Schenker Rail in diesem Jahr Verluste einfahren werde.

Nach dem Streik der GDL im Sommer seien acht bis zehn Prozent der Kunden nicht mehr zurückgekehrt. "Das ist ein aktuelles Problem, aber wir haben auch strukturelle Herausforderungen. Zum Beispiel unsere Verladestationen, also die Punkte, an denen wir Waren abholen oder hinbringen. 20 Prozent dieser Güterstellen machen nur ein Prozent des Umsatzes", sagte Grube der "Welt am Sonntag". "Da besteht Handlungsbedarf. Insgesamt müssen wir die Qualität und vor allem die Fixkosten intensiver hinterfragen."

Klar sei, dass Verladestellen geschlossen werden müssten. Grube beruhigte die Belegschaft aber auch: "Bei der Bahn geht niemand in die Arbeitslosigkeit. Wir haben den internen Stellenmarkt, den Jobservice, dort wird man weitervermittelt und weiterqualifiziert, um anschließend eine andere Aufgabe im Unternehmen zu übernehmen." Der Konzern suche zudem ständig Mitarbeiter und stelle jedes Jahr bis zu 10.000 neue Kollegen ein. Derzeit würden Lokführer und vor allem Mitarbeiter für die Infrastruktur-Sparte gesucht. Unzufrieden äußerte sich der Bahnchef über die häufigen Verspätungen im Fernverkehr. "Zuletzt lag unsere Pünktlichkeitsquote insgesamt bei 93,5 Prozent. Im Fernverkehr waren es 70,7 Prozent. Das ist nicht zufriedenstellend, unser Ziel im Fernverkehr sind 80 Prozent, besser noch 85 Prozent", sagte er. "Aber dass wir das nicht erreicht haben, hat seine Gründe. Vor dem Winter haben wir regelmäßig jede Menge Baustellen im Netz, pro Tag bis zu 800." Um die geplanten Investitionen stemmen zu können, wird ein Verkauf von Unternehmensteilen diskutiert, der bereits im kommenden Jahr beginnen könne. "Wir prüfen zurzeit eine Kapitalbeteiligung Dritter an Arriva und Schenker", sagte Grube. "Aber klar ist: Die Mehrheit werden wir weder an Arriva noch an Schenker aufgeben, beide Gesellschaften sollen auch in Zukunft voll bei der Deutschen Bahn konsolidiert werden." Im Fall von Arriva könne es bereits ab Ende 2016 zu einem Teilverkauf kommen. "Bei Schenker wird es wohl nicht so schnell gehen", sagte der Bahnchef.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.10.2015

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