Barroso warnt: Wir können in Euro-Krise noch abstürzen

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat vor Rückschlägen bei der Bewältigung der Euro-Krise gewarnt.

Brüssel (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit der "Bild-Zeitung" (Donnerstagausgabe) sagte Barroso, das größte Risiko für die Eurozone sei politische Instabilität in Mitgliedsländern. Er sprach sich zugleich gegen einen zweiten Schuldenschnitt für Griechenland aus. Die EU habe "allen Grund zur Zuversicht", dass sie die Euro-Krise bewältigen könne, sagte der EU-Kommissionspräsident der Zeitung.

"Es ist jedoch wie beim Bergsteigen: auch auf dem Rückweg kann man noch abstürzen." Das größte Risiko liege aber weniger auf der wirtschaftlichen als vielmehr auf der politischen Seite, erklärte Barroso: "Wenn Länder politisch instabil werden, wenn es keine handlungsfähige Regierung gibt, ziehen sich die Anleger sofort zurück. So rutschte zum Beispiel Italien durch eine instabile Regierung in die Krise, die es jetzt überwindet."

Der Kommissionspräsident forderte die Regierungen in Frankreich und Italien auf, den Reformkurs nicht zu verlassen. "Ich beobachte mit Sorge, dass zum Beispiel Italien und Frankreich in den vergangenen 20 Jahren an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben." Die EU-Kommission habe den Ländern dringend empfohlen, notwendige Reformen in Angriff zu nehmen.

"Es ist für die Glaubwürdigkeit Europas als Ganzes wichtig, dass sie das auch umsetzen", erklärte Barroso. Der Reformkurs dürfe in allen EU-Staaten nicht gestoppt werden. "Wenn wir uns jetzt zurücklehnen und auf den ersten Erfolgen ausruhen, kommt die Krise zurück", sagte der Präsident der Zeitung.

Kritik übte Barroso auch an der griechischen Regierung. Das Land habe zwar "in den vergangenen Jahren unglaublich viel geleistet". "Aber es ist auch wahr, dass einige Reformen noch nicht umgesetzt worden sind. Da muss Athen noch liefern." Der Kommissionspräsident sprach sich gegen einen zweiten Schuldenschnitt Athens aus. "Ein zweiter Schuldenschnitt ist nichts, was die Kommission befürwortet." Ein nochmaliger Haircut würde "nur neue Unruhe in die Eurozone bringen und Anleger verunsichern".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.10.2013

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