Befürworter und Gegner der PID wetzen die Messer

Trotz des Votums des CDU-Parteitages gegen die Präimplantationsdiagnostik (PID) kündigt der Koalitionspartner FDP einen interfraktionellen Antrag zur gesetzlichen Regelung der PID an.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der "Bild-Zeitung" (Mittwochausgabe) sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Ulrike Flach: "Der knappe CDU-Parteitagsbeschluss zeigt, dass es eine Gewissensentscheidung ist und es richtig war, die Entscheidung im Bundestag freizugeben. Wir haben eine Gruppe aus Abgeordneten aller Fraktionen gebildet, die bereits in den nächsten Wochen einen Gesetzentwurf vorstellen wird. Mit dem wollen wir die PID gesetzlich so regeln, dass wir Eltern helfen, ohne ethische Grenzen zu überschreiten."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat sich abwägend zur Debatte geäußert. Der selben Zeitung sagte Schneider: "Die EKD hat sich 2003 gegen die Zulassung der PID ausgesprochen, weil ein Embryo in seinen Entwicklungschancen nicht geachtet, sondern verbraucht wird. In der vergangenen Woche haben Rat und Synode der EKD beschlossen, die Debatte darüber noch einmal aufzunehmen. Ich selber bin hin- und hergerissen, weil ich einerseits die Gefahren sehe, andererseits aber auch das Leid von Eltern mit schweren Erbkrankheiten." Die auf dem CDU-Parteitag knapp überlegenen Befürwörter eines Verbots von Gentests befruchteter menschlicher Eizellen wollen nun im Parlament eine Mehrheit organisieren. "Jetzt kommt es darauf an, Verbündete für unsere Position auch über die eigene Fraktion hinaus im Bundestag zu finden", sagte die stellvertretene CDU-Vorsitzende Annette Schavan der "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe).

Nach dem intensiven Austausch der Argumente beim Parteitag gelte es "viel zu bedenken, damit wir zu einer überzeugenden Lösung kommen", sagte die Bildungsministerin. In Karlsruhe hatten sich die Anhänger eines Verbotes der Präimplantationsdiagnostik (PID) mit einer Mehrheit von 51 zu 49 Prozent durchgesetzt. "Die knappe Entscheidung zeigt, dass bioethische Fragen von solcher Komplexität sind, dass sie sich nicht mit einfachen Sätzen beschreiben lassen", sagte Schavan.

Die Debatte habe weitere Aufgaben deutlich werden lassen: "Wir müssen in unserer Gesellschaft ein Klima schaffen, in dem sich Menschen mit Behinderung angenommen fühlen", unterstrich Schavan.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.11.2010

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