Beiratschef der Stasi-Unterlagen-Behörde rügt Grass` Stasi-Vergleich

Der Vorsitzende des Beirates der Stasi-Unterlagen-Behörde, Richard Schröder, hat den Vergleich des Schriftstellers Günter Grass zwischen dem Verhalten Israels ihm gegenüber und den Methoden der DDR zurück gewiesen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Der Stasi-Vergleich ist wieder daneben", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Israel ist kein Polizeistaat. Zwei Israelis, drei Meinungen - das ist doch die Realität im Land. Das kann man doch überhaupt nicht vergleichen mit einem Regime, das jede abweichende Meinung verfolgt." Zwar halte er die Entscheidung Israels, den 84-Jährigen nach seiner lyrischen Israel-Kritik mit einem Einreiseverbot zu belegen, für "überzogen", betonte Schröder. "Das ist alles überhitzt."

Allerdings seien Einreiseverbote "keine Spezialität der Staatssicherheit" gewesen. Und Grass habe zuvor einfach "Unsinn von sich gegeben" und sei "jetzt wieder voll reingetreten". Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, forderte unterdessen eine Versachlichung der Diskussion.

"Es wäre gut, wenn wir diese Debatte, die auf Verunglimpfung der Person gerichtet ist, beenden und in eine sachliche Debatte über den Inhalt überführen", erklärte er der "Mitteldeutschen Zeitung" und fügte hinzu: "Wer die derzeitige israelische Regierung kritisiert, wird dadurch noch nicht zum Antisemiten. Mit diesem Etikett endet erfahrungsgemäß jede Diskussion." Dabei sei "die Meinungsfreiheit in der Demokratie eines der höchsten Güter".

Grass hatte in einem Gedicht behauptet, Israel gefährde den Weltfrieden. Daraufhin hatte ihn der israelische Innenminister Eli Jischai mit einem Einreiseverbot belegt. Grass reagierte darauf mit den Worten, die Begründung dafür erinnere ihn an das Verdikt des früheren Stasi-Chefs Erich Mielke. Ein Einreiseverbot sei eine "in Diktaturen übliche Praxis".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.04.2012

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