Bericht: Apotheken verkaufen oft lebensbedrohliche Mengen an Schmerzmitteln

Immer wieder verkaufen Apotheken offenbar lebensbedrohliche Mengen an Schmerzmitteln und Präparate, die der Kunde gar nicht einnehmen dürfte.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das hätten Stichproben für die Reportage "Tricks der Pharmaindustrie" der NDR-Redaktion "Markt" ergeben. Pharmakologen halten dieses Ergebnis für katastrophal. Fast 90 Prozent der Deutschen sagen, dass sie großes Vertrauen in die Apotheker haben.

Diese sind gesetzlich verpflichtet zu beraten, und sie werben mit ihrer guten Beratung. Der NDR hat stichprobenartig 15 Apotheken getestet. In mehr als der Hälfte der Apotheken wurden die Tester nicht vom Apotheker darüber aufgeklärt, dass die Medikamente ab einem bestimmten Alter gar nicht eingenommen werden dürfen oder sie verkauften sogar eine lebensbedrohliche Menge an Schmerzmitteln.

Sie kassierten ab und schickten die Patienten weg, kritisiert der Pharmakologe Professor Gerd Glaeske von der Universität Bremen die Ergebnisse der Recherche. "Unkommentiert werden mengenweise Schmerzmittel verkauft. Ich halte das für unverantwortlich und bin wirklich fassungslos. Da muss doch die Frage gestellt werden: Was machen sie mit all diesen Arzneimitteln? Ich halte das für eine einzige Katastrophe. Dann darf ich mich nicht wundern, wenn es Sicherheitsprobleme im Bereich der Schmerzmittel gibt und wenn der Gesetzgeber Maßnahmen ergreifen muss." Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) drängt derzeit darauf, die Packungen von Schmerzmitteln zu verkleinern.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) bedauert das Ergebnis der NDR-Stichprobe. "Das ist bedauerlich, weil wir eigentlich schon die Aufgabe des Apothekers darin sehen, die Kunden adäquat zu beraten. Das muss verbessert werden", so Christiane Eckert-Lill vom ABDA gegenüber dem NDR.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.04.2012

Zur Startseite