Bericht: Assad-Kommandeure wollten schon lange Giftgas einsetzen

Die Bereitschaft der Assad-Truppen, im syrischen Bürgerkrieg gegen die Rebellen Giftgas einzusetzen, ist angeblich weitaus größer als bisher bekannt.

Berlin/Damaskus (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen von "Bild am Sonntag" aus deutschen Sicherheitskreisen haben syrische Divisions- und Brigadekommandeure seit rund vier Monaten immer wieder den Einsatz von Chemiewaffen beim Präsidentenpalast in Damaskus gefordert. Das belegen Funkgespräche, die vom Flottendienstboot "Oker" abgefangen wurden. Das Spionageschiff der deutschen Marine kreuzt vor der Küste Syriens.

Laut den Erkenntnissen der Abhör-Spezialisten wurden die von den Kommandeuren verlangten Giftgas-Angriffe stets abgelehnt und der Einsatz vom 21. August wahrscheinlich nicht von Assad persönlich genehmigt. Bei dem Giftgas-Angriff starben rund 1.500 Menschen. Unabhängig von einem Militärschlag der USA gegen Syrien geht der Bundesnachrichtendienst (BND) davon aus, dass Diktator Assad sich noch lange an der Macht halten kann.

Nach Informationen von "Bild am Sonntag" berichtete BND-Präsident Gerhard Schindler am vergangenen Montag dem Verteidigungsausschuss des Bundestages in geheimer Sitzung, der blutige Bürgerkrieg werde sich noch lange hinziehen. Schindler wörtlich: "Das kann noch Jahre dauern." In der Geheimsitzung verglich Schindler die Gefechte zwischen Rebellen und Assad-Truppen im Großraum Damaskus mit dem "Kampf um Stalingrad".

Teilnehmer der Sitzung wollten vom Geheimdienstchef wissen, ob sich der Bürgerkrieg in Syrien in einem Endkampf befindet. Schindler erklärte daraufhin seinen ungewöhnlichen Vergleich: Für die Herrschaft der alawitischen Minderheit in Syrien, zu der Assad gehört, habe Damaskus eine ähnlich hohe symbolische Bedeutung wie Stalingrad für die Sowjetunion unter Stalin. Dort fand 1943 eine der Entscheidungsschlachten des Zweiten Weltkrieges statt.

Nach Informationen von "Bild am Sonntag" berichtete der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, den Ausschuss-Mitgliedern von einer dramatischen Machtverschiebung innerhalb der Rebellen. Danach hat die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee (FSA) ihre einstige militärische Führungsrolle eingebüßt. Der Zusammenschluss von Deserteuren der Assad-Truppen sei de facto nicht mehr existent, so der ranghöchste deutsche Soldat weiter. Stattdessen werde der Einfluss der islamistischen Terrororganisation al-Qaida auf die Rebellen-Bewegung immer stärker. Das habe dramatische Folgen. Laut Wieker gibt es kaum noch Überläufer aus den Reihen der Assad-Truppen. Denn Deserteure würden von den Rebellen in der Regel sofort erschossen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.09.2013

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